5. Der sekundäre Heilsweg

Die Mönche, die an der universalen Heilsperspektive festhalten, die Vertreter des großen Gefährts, suchen den Widerspruch, der die Laienposition stigmatisiert, dadurch aufzulösen, daß sie dem Werkewirken der Laien eine originär eigene Heilsbedeutung zusprechen: Indem die Laien ihre sie vom Heil abhaltende weltliche Geschäftigkeit in den Dienst des Heilsmittels, der institutionalisiert selbstbezüglichen Haltung der Mönche, stellen, tun sie bereits einen ersten Schritt zum Heil. Dieser erste Schritt scheint aber zugleich Vereitelung jedes weiteren, und so stecken die Laien allem Anschein nach in einem Dilemma, aus dem sie nur der natürliche Tod erlösen kann. Weil indes die Wendung vom befreienden Tod nicht metaphorisch-ironisch, sondern spekulativ-buchstäblich genommen wird, bedeutet sie nichts geringeres, als daß in seiner der selbstbezüglichen Haltung geweihten Geschäftigkeit das Laiensubjekt sich als selbstbezügliches Subjekt projiziert oder setzt und daß der Tod in Ansehung dieses gesetzten Subjekts eine erlösende, nämlich vom alten, vorausgesetzten Laiensubjekt befreiende, Funktion erhält.

Den Widerspruch einfach ignorieren und als solchen fortbestehen lassen dürfen aber auch die übrigen Teile der Ordensgemeinschaft nicht, diejenigen, die am großen Gefährt unbeirrt festhalten und die das große Rad der Lehre bis zur Erreichung universalen Heils fortzutreiben entschlossen sind. Auch sie müssen bei Strafe ihrer inneren Glaubwürdigkeit und intentionalen Sichselbstgleichheit darum bemüht sein, das mit der Institutionalisierung des Heilsmittels aufgerissene kontradiktorische Verhältnis zwischen den Laien in ihrer Bestimmung als Adressaten und künftige Nutznießer der Heilsmitteleinrichtung, das heißt als mögliche Empfänger des Heils, und ihnen in der Funktion von Ausgebeuteten und gegenwärtigen Opfern der Einrichtung, das heißt von Leuten, die wegen ihres weltlichen Dienstes an der Institution das Heil tatsächlich verwirken, aufzulösen. Anders aber als die Befürworter des kleinen Gefährts suchen die Betreiber des großen Gefährts diese Auflösung nicht in einer Abdankung der institutionell gewahrten universalen Heilsperspektive, das heißt, in einer wegen der gleichzeitigen Beibehaltung der Institution am Ende zynischen Entlastung des Seins der Laien von allem Sollen, das von ihm Lügen gestraft wird, sondern vielmehr in einer sekundären Vermittlung und relativen Versöhnung jenes heilsperspektivischen Sollens mit dem dienstbaren Sein der Laien. Jenem Verhalten personeller Verfügbarkeit und subsistentieller Fürsorglichkeit, das die Laien um der Erhaltung der Heilsmittelinstitution willen kultivieren müssen und das sie in dem Maß, wie es sie ans irdische Dasein fesselt und in den weltlichen Geschäften festhält, von dem im Heilsmittel gewahrten Heil, um das es doch eigentlich zu tun ist, eher fernhält und geradezu abschneidet – jenem Verhalten sprechen nun, mit anderen Worten, die Verkündiger des großen Gefährts einen Heilswert sui generis zu, eine der Heilsqualität, die dem reflexiven Selbstbezug, dem Heilsmittel sans phrase eignet, nicht zwar ebenbürtige, immerhin aber vergleichbare heilsperspektivische Bedeutung.

Daß die Laien den mönchischen Heilsmittelverwahrern als personeller Rekrutierungsfundus und materielle Subsistenzbasis zur Verfügung stehen und daß sie es um des im Heilsmittel gewahrten Heiles willen tun, verleiht demnach ihrem an sich bloß irdischen Tun und weltlichen Treiben ein Moment von distanzierender Einstellung und reflexiver Gesinnung, das dieses Treiben der mönchischen Praxis im heilsperspektivischen Prinzip parallel zu setzen erlaubt. Wo die einzelnen, die Mönche, den vom Buddha gewiesenen Heilsweg daseinsverneinender Weltflucht so entschieden als wahr erkennen, daß sie sich dadurch von aller weltlichen Geschäftigkeit abbringen und zur Annahme jenes in der Distanz zum Dasein bestehenden reflexiven Selbstbezugs bewegen lassen, den der Buddha als die den Heilsweg eröffnende Grundstellung lehrt, da geben sich die vielen, die Laien, damit zufrieden, den Heilsweg als solchen anzuerkennen oder gelten zu lassen, und sind mit anderen Worten, ohne selber gleich die praktische Konsequenz jener vom Dasein distanzierenden Haltung zu ziehen, theoretisch bereit, an seine Wahrheit zu glauben. Das aber bedeutet, daß sie zwar selber bis auf weiteres an ihrer weltlichen Geschäftigkeit unverändert festhalten, daß sie jedoch der qua selbstbezügliche Haltung entschiedenen Umorientierung einzelner in Richtung auf den Heilsweg den hohen Wert und guten Sinn einer wenn schon nicht beispielgebenden, so jedenfalls musterbildenden Vorgehensweise, einer wenn schon nicht zur Nachahmung bewegenden, so jedenfalls als vorbildlich sich empfehlenden Praxis beimessen. Und ihre Hochschätzung der qua reflexiver Selbstbezug von den einzelnen an den Tag gelegten Haltung konsequenter Heilsorientierung wiederum impliziert, daß sie den letzteren bereitwillig Sukkurs bei deren Bemühen leisten, jener als das Heilsmittel funktionierenden selbstbezüglichen Haltung in Form ihrer ordensgemeinschaftlichen Institutionalisierung ebensoviel universelle Verfügbarkeit zu verleihen wie traditionelle Haltbarkeit zu sichern, und daß sie dieses Bemühen in der Doppelrolle eines personellen Nachschubdepots und einer materiellen Versorgungsbasis mit allen ihnen in ihrer weltlichen Geschäftigkeit zu Gebote stehenden Kräften unterstützen. Der Glaube der Laien an die Wahrheit des von Buddha gewiesenen Heilsweges zieht insofern die Werke einer weltlichen Geschäftigkeit, die sich in den Dienst der Unterstützung und Stärkung einer als Heilsmittel, als Zubringer zum Heilsweg, begriffenen Haltung mönchischer Ablösung von der Welt stellt, zwangsläufig nach sich und findet in ihnen seinen wesentlichen Ausdruck.

So aber als Glaubensbeweis, als direkte Folge oder authentischer Ausdruck einer laienhaft theoretischen Anerkennung der Wahrheit des Heilsweges genommen, ist das irdische Treiben und weltliche Verrichten der Laien in der Tat nun nicht mehr einfach es selbst in seiner von Haus aus heillosen Daseinsverfallenheit, sondern vielmehr ein der selbstbezüglichen Haltung der Mönche wenn nicht in der Konsequenz, so doch im Prinzip vergleichbares Verhalten. Als eine Unmittelbarkeit, die sich durch die Heilsperspektive zum Mittel machen und nämlich dazu bestimmen läßt, die vom Buddha als Mönchstum gelehrte selbstbezügliche Distanzierung von der Welt nicht nur als mustergültige innerweltliche Haltung anzuerkennen, sondern sich mehr noch tatkräftig dafür einzusetzen, daß diese Haltung nicht aus der Welt verschwindet, daß sie im Gegenteil als verheißungsvoll ständige Einrichtung in ihr sich kontinuiert, wird die weltliche Geschäftigkeit zu einer im rechten Glauben geübten Praxis, die sich nach Maßgabe der praktischen Umorientierung und Umstellung, die sie in Diensten ihrer eigenen Negation vollbringt, als originär heilsträchtiges Unterfangen erweist, das nämlich selber bereits einen ersten Schritt zum Heil darstellt. Zwar nur einen ersten Schritt, der mit dem großen entscheidenden Sprung, den der als Distanzierung vom Dasein begreifliche mönchische Selbstbezug bildet, kaum den Vergleich aushält, aber jedenfalls doch einen ersten, kleinen Schritt! Wie wäre wohl die Mitwirkung der Laien am Heilsmittelkonservierungsgeschäft, ihr Wechsel von der weltlichen Geschäftigkeit als einem ebenso heil- wie verantwortungslos betriebenen Unternehmen, einem besinnungslosen Verfallensein ans Dasein, zu ihr in ihrer auf die Erhaltung des ordensgemeinschaftlichen Heilsmittels gerichteten dienstbaren Stellung, ihr als einer im rechten Glauben geübten Praxis – wie wäre das wohl möglich, wenn nicht auf der Basis eben dieses bei den Laien bereits vorauszusetzenden Glaubens ans Heil, dieses als ein erster Schritt zum Heil den Laien eigenen Heilsbezuges? Wie wäre der Übergang vom irdischen Tun der Laien in seiner von keiner Heilsrücksicht angekränkelten Unmittelbarkeit zu ihm in seiner es zum Mittel des Heilsmittels machenden neuen Bestimmtheit überhaupt erklärlich ohne diese Heilswahrnehmung, die die Laien an ihnen selber beweisen, diese Heilsbereitschaft, die sie von sich aus an den Tag legen? Damit den vielen überhaupt in den Sinn kommen kann, den ihnen von der Ordensgemeinschaft zugedachten Laienstatus zu übernehmen und das heißt, zur weltlichen Geschäftigkeit in ihrer aufs Dasein bezüglichen affirmativen Unmittelbarkeit hinlänglich auf Distanz zu gehen, um sie statt dessen in den Dienst einer zutiefst negativen Haltung zu stellen, die alle weltliche Geschäftigkeit zugunsten eines Nichts an Dasein abzudanken verspricht – damit ihnen überhaupt in den Sinn kommen kann, so etwas mitzumachen, muß also in diesen ihren Sinn der Gedanke ans Heil und das Verlangen nach ihm in irgendeiner Form – und vielmehr nicht in irgendeiner, sondern eben in der des Glaubens – Einzug gehalten haben und muß mit anderen Worten das Heil eine nicht erst durch die selbstbezügliche Haltung der Mönche ihnen vermittelte, sondern je schon aus eigenem sich ihnen erschließende Perspektive für sie sein.

So gesehen, gibt es von Anfang an zwei originäre Bezüge zum Heil: den einen, den die einzelnen, die Mönche, kraft ihrer als Heilsmittel firmierenden selbstbezüglichen Haltung wahren, und den anderen, den die vielen, die Laien, eben durch ihre Bereitschaft beweisen, die selbstbezügliche Haltung der Mönche als Mittel zum Heil anzuerkennen und dieser Anerkennung mehr noch die praktische Verbindlichkeit eines Wirkens für die Aufrechterhaltung des Heilsmittels als einer in die Zukunft hinein verfügbaren Option zu verleihen. Und wenn demnach auch der Widerspruch auftritt, daß die Laien durch ihr weltliches Wirken fürs Heilsmittel vom Heilsbezug in der ersten Bedeutung eines kraft Heilsmittels gewahrten Zugangs zum Heil ausgeschlossen sind, bleibt es doch eine Tatsache, daß dies Wirken fürs Heilsmittel als Bedingung seiner Möglichkeit einen Heilsbezug in der zweiten Bedeutung, in der Bedeutung nämlich einer von den Laien selbst bewiesenen originären Heilsbereitschaft, je schon einschließt. Bei all seiner originären Gegebenheit ist dieser letztere Heilsbezug zwar nicht stark genug, die Laien vom Dasein abzubringen, die Lust am Dasein verlieren zu lassen und kurzerhand der durch Buddhas Lehre als Heilsmittel ausgewiesenen Haltung, des in der Distanzierung vom Dasein bestehenden mönchischen Selbstbezugs zu überführen. Aber seine Kraft reicht immerhin aus, die Laien mit dem mönchischen Selbstbezug als mit einer irgendwann auch von ihnen anzunehmenden Haltung sich identifizieren und deshalb ihr qua weltliche Geschäftigkeit kontinuiertes Verhältnis zum Dasein in den Dienst einer Erhaltung und Stärkung dieser als Wechsel auf die Zukunft wahrgenommenen Option stellen zu lassen. Und damit haben sie in der Tat ja schon den ersten Schritt zum Heil getan. Sie haben insofern bereits eine erste Ablösung vom Dasein vollzogen, als sie ihre Beziehung zu letzterem der Rücksicht auf jenen partout nur in der Lösung von ihm bestehenden Selbstbezug unterwerfen, haben sich insofern im Ansatz bereits von der Welt distanziert, als sie ihr weltliches Geschäft pro domo einer Haltung betreiben, deren wesentlicher Inhalt die Distanzierung von aller weltlichen Geschäftigkeit ist.

Wie es allerdings über diesen ersten heilsträchtigen Schritt hinaus zu weiteren kommen soll, ist denkbar unklar. Mögen nämlich die Verfechter des großen Gefährts die Verdienste der Laien um die Tradierung der mönchischen Haltung noch so sehr in den Himmel heben oder in den grünen Klee loben und mögen sie diesem Glaubenswerk der Laien noch so entschieden den originären Heilswert einer ersten Ablösung vom Dasein und ansatzweisen Hinwendung zu sich selbst bescheinigen – Tatsache bleibt, daß die Laien solch ansatzweise Ablösung vom Dasein mittels der einsatzfreudigen Bindung an eben das Dasein betreiben, von dem sie sich ablösen, und daß sie sich also der offenbaren contradictio in adjectum schuldig machen, ihre dem Glaubensakt einer Identifizierung mit dem nönchischen Selbstbezug entspringende prinzipielle Negation der weltlichen Geschäftigkeit ausgerechnet die Gestalt einer im Tun von Werken bestehenden funktionellen Reaffirmation eben dieser Geschäftigkeit annehmen zu lassen. Indem die Laien ihr Verhältnis zum Dasein benützen, um sich für eine Haltung einzusetzen, die in der Freiheit von allem Verhältnis zum Dasein besteht, erreichen sie zwar tatsächlich an ihnen selber ein Stück Emanzipation vom Dasein; aber weil sie dies Stück Emanzipation eben durch ihr Verhältnis zum Dasein und also mittels einer einsatzfreudigen Affirmation des letzteren erreichen, scheint der Preis, den sie dafür zahlen müssen, ihr ebenso definitiver wie zwangsläufiger Ausschluß von aller dem Maßstab der mönchischen Haltung, für die sie sich einsetzen, genügenden weiteren und wirklichen Befreiung. Es bleibt also bei jenem abgrundtiefen Dilemma, das den Verkündigern des kleinen Gefährts der Stein des Anstoßes ist und ihnen zum Anlaß wird, die universale Heilsperspektive überhaupt abzudanken: Der erste, selbsttätige Schritt zum Heil, den die Laien dadurch tun, daß sie sich mittels weltlicher Werke mit der in Weltentsagung bestehenden Heilsbereitschaft des mönchischen Selbstbezugs identifizieren, ist zugleich ihr letzter, weil sie ihn kraft eben der weltlichen Geschäftigkeit tun, der sie selber vielmehr entsagen müßten, um diesen ersten Schritt zum Heil tatsächlich als einen ersten und nämlich von weiteren Schritten gefolgten tun zu können, und weil also, kurz gesagt, dasjenige, wodurch sie Verbindung zu der als Heilsmittel ausgemachten mönchischen Haltung halten, gleichzeitig dasjenige ist, was sie unüberbrückbar von der mönchischen Haltung trennt. Aus diesem Dilemma scheint es wegen seiner prinzipiellen Natur und verhängnisvollen Logik unmöglich einen Ausweg geben zu können; es scheint klar, daß die Laien nach diesem ersten, uneigentlich so zu nennenden Schritt zum Heil ihr Leben lang auf der Stelle ihrer um den Preis des eigenen Ausschlusses vom Heil erkauften praktischen Identifizierung mit der mönchischen Heilsbereitschaft treten müssen, bis endlich der Tod sie aus ihrer Zwangslage befreit, sie von ihrer unlösbaren Verstrickung in die ebenso festgehaltene wie auf Distanz gebrachte, ebenso reaffirmierte wie negierte Welt erlöst.

Die Wendung, daß der Tod die Laien aus ihrer Not befreie, macht dabei auf den ersten Blick den Eindruck eines bloßen Euphemismus, eines beschönigenden Ausdruckes dafür, daß mit dem Tod die ganze Sache sich erledigt, das Problem als solches hinfällig wird, weil die Betroffenen selbst mitsamt ihrem Heilsanspruch von der Bildfläche verschwinden, aus der Liste der handelnden oder auch leidenden Personen gestrichen werden. Indes, die Befreiungsaktion, die die um eine Vermittlung von Heilsperspektive und Laiendienst bemühten Verkünder des großen Gefährts dem Tod nun tatsächlich zusprechen, ist bar solch euphemistischen Charakters. Weit entfernt davon, im Tod bloß den großen Liquidierer einer im Leben nicht lösbaren Situation, den pauschalen Revozierer eines in alle Ewigkeit verfahrenen Beginnens zu erkennen, erklären die Verkünder des großen Gefährts ihn vielmehr für das, was aus der im Leben nicht lösbaren Situation einen posthum gangbaren einfachen Ausweg eröffnet, was dem ewig widersprüchlichen Beginnen eine post festum wirksame eindeutige Konsequenz nachweist. Die Kraft, das heilsperspektivische Dilemma der Laien zu lösen, schöpft dieser verzweifelt spekulativen Sicht zufolge der Tod daraus, daß er die Laien aus ihrer zwar im Dienste der mönchischen Haltung, aber eben auch im unüberbrückbaren Gegensatz und Ausschließungsverhältnis zu ihr geübten weltlichen Geschäftigkeit kurzerhand herausreißt und ihnen damit ermöglicht, die Identifikation mit der mönchischen Haltung als mit dem, worum es ihnen im widersprüchlichen Mittel weltlicher Geschäftigkeit eigentlich zu tun ist, neu zu vollziehen und am Ende weniger widersprüchlich ins Werk zu setzen. Dem naheliegenden und auf den ersten Blick alles entscheidenden Einwand, daß der Tod ja mit der weltlichen Geschäftigkeit auch dem Geschäftigen selbst ein Ende setze, daß er im Wortsinne das Kind mit dem Bade ausschütte, daß er also gar kein Subjekt übriglasse, das aus der entbindenden, freisetzenden Kraft des Todes den Nutzen einer neuen, adäquateren, weniger durch ihr eigenes Mittel, eben die weltliche Geschäftigkeit, sich durchkreuzenden Identifizierung mit der mönchischen Haltung ziehen könne – diesem naheliegenden Einwand begegnen die Verkünder des großen Gefährts mit einer im Wortsinn dialektischen – und nämlich einer einfachen Neubesinnung auf den Status quo, einer zweiten Lesart von dem, was der Fall ist, gedankten – Überlegung, nach der jenes in adäquaterer Identifizierung mit der mönchischen Haltung begriffene Subjekt im Grunde schon Resultat der weltlichen Geschäftigkeit als einer im rechten Glauben geübten Praxis ist und von daher dem Tod gar keine mit seiner pauschalen Negativität zweifellos unvereinbare positiv subjektsetzende Funktion zufällt, sich vielmehr seine Aufgabe darauf beschränkt, ein im Grunde schon gesetztes, an sich schon vorhandenes adäquationsbestimmtes Subjekt fürsichseiende Wirklichkeit gewinnen zu lassen.

Schließlich macht ja eben dies aus der weltlichen Geschäftigkeit ein nicht in weltlicher Geschäftigkeit aufgehendes Werkewirken, eine im rechten Glauben geübte Praxis, daß sie nicht einfach das Laiensubjekt in seiner geschäftigen Unmittelbarkeit wiederholt und bestätigt, sondern daß sie in Diensten einer vom Laiensubjekt als Option für es selbst, als seine eigene Bestimmung anerkannten weltabgewandt mönchischen Haltung steht und geschieht, daß sie mithin dem Aufbau und der Förderung, der Erhaltung und Stärkung eines als Heilsmittel geltenden Selbstbezuges dient, mit dem sich – und das ist der Dreh- und Angelpunkt der Überlegung! – nun das Laiensubjekt seinerseits als mit dem, was es sein soll, identifiziert, dem es als der Wahrheit seiner selbst sich zudenkt, verschreibt, gleichsetzt. So wahr das Laiensubjekt mit seiner weltlichen Geschäftigkeit auf eine Kräftigung und Kontinuierung nicht seiner eigenen Unmittelbarkeit, sondern jener selbstbezüglichen Haltung zielt, in der es das Heilsmittel für seinesgleichen, den weltenthebenden Fluchtpunkt für die weltbefangenen vielen erkennt, so wahr stellt hierbei das Laiensubjekt sich selber als ein von diesem Heilsmittel Gebrauch machendes Subjekts jenseits seiner laizistischen Geschäftigkeit vor, entwirft und setzt es sich selber als den mit der mönchischen Haltung sich identifizierenden einzelnen, das dem reflexiven Selbstbezug sich adäquierende Selbst. Nach Maßgabe der mönchischen Haltung, der es ins einer weltlichen Geschäftigkeit die Stange hält und Vorschub leistet, präsentiert sich mit anderen Worten das Laiensubjekt je schon als eine in jener Haltung sich auf sich selbst beziehende, ihr Reflexiv, ihre Sichselbstgleichheit findende, kurz, adäquate Alternative zu sich in seiner geschäftigen Unmittelbarkeit. Allerdings eine Alternative, die sich durch diese geschäftige Unmittelbarkeit von ihrer tatsächlichen Präsentation, ihrem wirklichen Gegenwartsein ebensowohl abgehalten und im Zustand einer gedankendinglichen Projektion, einer bloß möglichen Zukunftsbestimmung arretiert zeigt. Weil das Laiensubjekt in actu seines geschäftigen Wirkens für die Stärkung und Sicherung der mönchischen Haltung, mit der es sich identifiziert, der es sich adäquiert, gleichsetzt, jener Haltung ebensowohl wesentlich ungleich bleibt und ihr gegenüber in einer sie ausschließenden Daseinsgebundenheit, einer mit ihr unvereinbaren Weltzugewandtheit verharrt, steht es quasi sich selbst im Weg, drängt das adäquate Subjekt, das es nach Maßgabe der von ihm affirmierten mönchischen Haltung an sich ist, eben ins bloße Ansichsein, in den Desideratszustand eines Potentialis, einer Zukunftsbestimmung ab und sorgt durch diese seine unmittelbare Ungleichheit mit der mönchischen Haltung also dafür, daß es selbst in seiner gleichzeitigen Identifiziertheit, seiner Gleichsetzung mit ihr eine uneingelöste Setzung oder unverwirklichte Vorstellung, kurz, eine als künftige Möglichkeit ungleichzeitige Alternative bleibt.

Daß dem Gedankending, dem vom Laiensubjekt gesetzten Projekt eines heilsmitteladäquaten Subjekts, mehr Realität eignen soll als dem es setzenden Laiensubjekt, wirkt paradox, gewinnt aber eine Art Plausibilität angesichts des Wesensverhältnisses, das heißt, vor dem Hintergrund einer ontologischen Konstruktion, bei der das Resultat seine Voraussetzung revoziert und sich als absoluter Anfang erweist, der sich im Sinne eines zeitlos vergangenen Seins aus dem zurücknimmt, was bloße, nicht etwa ihn vergehen lassende, sondern sich gegen ihn vergehende und als wesenloser Schein am Ende sich selber zugrunderichtende Abfallbewegung ist. Vor diesem Hintergrund übernimmt der Tod die Aufgabe, das Laiensubjekt, das wesenloser Schein ist, aus dem Weg zu räumen und Platz für das selbstbezügliche Subjekt zu schaffen, das wesenhaft ist, sosehr es sub specie des Laiensubjekts nur erst Projekt scheint; mit anderen Worten, er übernimmt die Erlösung des seinerfüllten Selbst von der scheinverfallenen Person, die Freisetzung der Seele vom Körper.

Auf den ersten Blick scheint das alte Dilemma eines Laiensubjekts, das sich durch genau die weltliche Praxis, durch die es sich den Maßstab für seine heilsperspektivische Identifizierung und Adäquation schafft und erhält, von der Adäquation definitiv fernhält und ausschließt, einfach nur unverändert reproduziert und scheint mit der neuen, dialektischen Sichtweise, die den Akzent darauf legt, daß an sich ja die Adäquation das in actu der Sorge für die mönchische Haltung bereits Gegebene ist oder daß sie, besser gesagt, das Gegebene wäre, stünde nicht das laizistisch-inadäquate Subjekt dem nach Maßgabe der Sorge für die mönchische Haltung präsenten mönchisch-adäquaten Subjekt im Wege und verdrängte letzteres als bloße Setzung, bloße Zukunftsbestimmung aus der Gegenwartsstellung, die es andernfalls hätte – scheint also mit dieser neuen Sichtweise wenig oder nichts gewonnen. Es scheint damit nichts gewonnen außer eben diese Akzentverschiebung, die dadurch, daß sie das im heilsmitteldienlichen Tun des Laiensubjekts ins Werk sich setzende adäquate Subjekt als an sich gegebenes Resultat des Werkewirkens oder objektives Produkt des Tuns festhält und gelten läßt, statt gleich wieder auf die Position des Laiensubjekts zu regredieren und das von ihm gewirkte neue Subjekt zur bloßen, das Wirken begleitenden Projektion, zur reinen, mit dem Tun einhergehenden Vorstellung zu erklären – die also dadurch, daß sie so verfährt, jenes mit dem Heilsmittel identifizierte, der mönchischen Haltung gleichgesetzte Subjekt als die nur durch die Renitenz des Laiensubjekts am Erscheinen gehinderte und in die Zukunft verschlagene wahrheitsgemäße Gegenwart, die nur durch die störende Präsenz des Laiensubjekts vom Eintreten abgehaltene und ins Projekt verschlagene, ansichseiende Wirklichkeit zu sehen lehrt.

Und genau diese von den Verkündern des großen Gefährts propagierte dialektische Akzentverlagerung oder perspektivische Verschiebung im Blick auf das heilsmittelorientierte Tun des Laiensubjekts gestattet nun aber ihren Propagatoren, das Dilemma des sich in seinem Wirken für die Befreiung verfangenden und hoffnungslos festsetzenden Laiensubjekts für kraft des physischen Todes überwindbar zu erklären und dem letzteren, allen noch so naheliegenden Einwänden zum Trotz, die schon erwähnte segensreich klärende Bedeutung und wundersam freisetzende Konsequenz zuzuschreiben. Wohl nämlich setzt der Tod mit aller weltlichen Geschäftigkeit auch dem sie übenden Laiensubjekt selbst ein Ende; aber was er, der propagierten Sichtweise zufolge, damit beseitigt, ist nicht etwa das Subjekt schlechthin, nicht etwa die Geschäftsgrundlage für jede überhaupt mögliche Adäquation an die mönchische Haltung, sondern einzig und allein jene qua Laiensubjekt präsente und der mönchischen Haltung wesentlich ungleiche Gestalt des Subjekts, die eben durch ihre Präsenz dem im Wirken für die mönchische Haltung gesetzten und an sich vorhandenen adäquaten Subjekt im Wege steht und den Eintritt in die Wirklichkeit verwehrt. Weit entfernt davon, daß der Tod, indem er das Laiensubjekt in actu seiner weltlichen Geschäftigkeit dahinrafft, der Identifizierung mit der mönchischen Haltung und Adäquation an sie jegliche Grundlage nähme, räumt er vielmehr bloß mit dem auf, was die als Resultat des Einsatzes für die mönchische Haltung an sich gegebene Basis der Adäquation an der Verwirklichung hindert und im Ansichsein eines von der Präsenz ausgeschlossenen Projekts verhält, und schafft so die Bedingung dafür, daß diese Basis der Adäquation als fürsichseiendes Substrat und wirkliches Präsens, eben als das neue Subjekt, in Erscheinung treten kann. So wahr der Tod das als ebenso dominante wie inadäquate Gegenwart um die mönchische Haltung äußerlich bemühte Laiensubjekt aus dem Weg schafft, so wahr macht er Platz für das vom Laiensubjekt an sich ins Werk gesetzte und mit der mönchischen Haltung innerlich identifizierte adäquate Subjekt, das durch die falsche Gegenwart des Laiensubjekts in die Zukunft verbannt bleibt und erst, wenn der Tod mit der falschen Gegenwart kurzen Prozeß gemacht hat, als die neue Wirklichkeit Raum greifen kann. Auf diese Weise also löst der Tod das Dilemma des Laiensubjekts, das im Bemühen, sich durch die im rechten Glauben geübte Praxis weltlicher Geschäftigkeit die heilsträchtig mönchische Haltung, das in der Ordensgemeinschaft Gestalt gewordene Heilsmittel, als Option zu sichern, eben diese Option vielmehr ad infinitum verspielt oder sich sein Leben lang verbaut. Weil die empirische Voraussetzung, das im Dienste der mönchischen Haltung geschäftige Laiensubjekt, die logische Konsequenz, das in der mönchischen Haltung sich wiederfindende, adäquate Subjekt, ebenso faktisch ausschließt wie an sich setzt, muß die Voraussetzung erst über die Klinge des natürlichen Todes springen, erst ihren Platz als lebendige Gegenwart räumen, ehe die Konsequenz eintreten und zur neuen Wirklichkeit werden kann.

In der Tat aber eine höchst spekulative Vorstellung davon, wie sich das durch den Dienst am Heilsmittel von ihm ferngehaltene Laiensubjekt dennoch und in quasi werkheilig eigener Regie dem vom Heilsmittel wahrgenommenen Heile anzunähern imstande ist! In der Tat eine höchst spekulative Sichtweise, die dem Laiensubjekt, das wegen seiner heilsmitteldienlichen Praxis unmittelbar am Heilsmittel nicht zu partizipieren vermag, dank einer dialektischen Interpretation dieser Praxis und mit Hilfe des physischen Todes dennoch erlaubt, sich mit dem Heilsmittel quasi aus eigener Kraft zu vermitteln und zu vergleichen! Im Höchstmaß spekulativ ist jene Sichtweise deshalb, weil sie offensichtlich allen biographischen Rahmen sprengt und, statt in der gewöhnlichen, durch die Einheit der Person und die Kontinuität der Zeit bestimmten Manier das neue, heilsmitteladäquate Subjekt aus dem Laiensubjekt hervorgehen und sich entwickeln zu lassen, vielmehr in einem durch die Zäsur des Todes bedingten fundamentalen Personenwechsel und radikalen Zeitensprung das neue Subjekt sich gegen das Laiensubjekt zur Geltung bringen und an dessen Stelle setzen läßt. Statt daß, wie üblich, das Sein sein Sollen ins Sein treten, die Sache ihren Begriff Realität werden ließe, setzt sich, jener Sichtweise zufolge, im Falle des um die mönchische Haltung dilemmatisch bemühten Laiensubjekts das Sollen gegen das vor ihm zugrunde gehende Sein in Szene, und zwar so, daß es ex nihilo des zugrunde gegangenen Seins sein im sprunghaften Neubeginn eigenes Sein hervorkehrt, verwirklicht also in diesem Fall der Begriff sich ganz abstrakt von der Sache, und zwar so, daß er sich anstelle der abgetanen Sache als deren aus eigenem konkretisierte Neuausgabe herausstellt.

Nicht also wie ein prozessuales Produkt und kontinuierliches Ergebnis entwickelt und realisiert sich das neue, adäquate Subjekt aus dem Schoß, der Matrix, des in weltlicher Geschäftigkeit vorausgesetzten ungleichen Laiensubjekts, sondern wie Phönix entsteigt es der Asche dieser aus allem biographisch beschreibbaren Zusammenhang herausgerissenen und vom Tode verzehrten Voraussetzung, wie eine feuerentsprungene Neugeburt erhebt es sich über dem Scheiterhaufen des dem Laiensubjekt bereiteten Unterganges. Oder besser gesagt – da es hier ja nicht wie beim Phönix um eine bloße Verjüngungs- und Erneuerungskur, nicht bloß darum geht, sich mittels der Zäsur des Todes unverändert und in alter Frische wiederherzustellen, sondern vielmehr um die Rettung aus einem dilemmatischen Zustand, mit anderen Worten darum zu tun ist, mittels des Todes den Kopf aus der Schlinge einer leibhaftig eigenen Inadäquatheit und heillosen Scheinverfallenheit zu ziehen –, besser gesagt also: Wie Münchhausen zieht sich das neue, durch das Wirken des Laiensubjekts fürs Heilsmittel projektierte oder an sich gesetzte, heilsmitteladäquate Subjekt am eigenen Schopf aus dem Sumpf der seiner Präsenz und Realisierung entgegenstehenden dilemmatischen Hindernisse oder eigentlich unüberwindlichen Widerstände. Allerdings – und insofern bedarf auch dieses Bild noch der Modifizierung! – zieht es sich demnach aus einem Sumpf, der nicht einfach wie bei Münchhausen ein vom Subjekt als solchem Verschiedenes, ein fremdes Milieu und abzustreifendes Äußeres, sondern der es selbst in seiner Verschiedenheit, der nichts anderes als das Laiensubjekt in persona ist, das eben in seinem als weltliche Geschäftigkeit bestimmten Wirken das ihm, dem adäquaten Subjekt, entgegenstehende und den Weg in die Präsenz verlegende Hindernis darstellt.

Genau dieser Umstand macht ja den Tod als alle Biographie und personale Kontinuität zerreißendes Scheidemittel nötig, daß es das leibhaftige alte Subjekt in all seiner mit der mönchischen Haltung unvereinbaren weltlichen Geschäftigkeit ist, aus dem sich das im Wirken für die mönchische Haltung nur erst projektierte haltungsadäquate Subjekt erst einmal herausziehen und befreien muß, ehe es sich an dem Gegenwart gewinnenden rettenden Ufer der mönchischen Haltung als das, was es an sich ist, als das des Heils, das in der mönchischen Haltung beschlossen liegt, von sich aus gewärtige, neue Subjekt realisieren kann. Und so gesehen ist denn also, was das neue Subjekt aus dem Sumpf des dem Tode verfallenden Laiensubjekts am Schopf herauszieht, nur eben der Schopf selbst, das im dilemmatischen Widerspruch zu dem Sein des Sumpfes, aus dem es hervorgeht, als ein Sollen projektierte Subjekt, die durch Trennung vom todgeweihten, inadäquaten Leib, der das sumpfige Laiensubjekt ist, als adäquat sich realisierende und Präsenz gewinnende Kopfgeburt dieses Laiensubjekts. Eine Kopfgeburt wohlgemerkt, die sich nun selbst wiederum nach Art des Laiensubjekts innerweltlich realisiert und als das neue Subjekt, das sich an seinem Selbst, am Schopf aus dem Sumpf gezogen hat, leibhaftig erscheinende Präsenz gewinnt, die mit anderen Worten nur aufhört, bloße Kopfgeburt, bloßes Sollen, bloße in die Zukunft projizierte Bestimmung zu sein, um sich ein dem abgelegten Subjektsein vergleichbares Sein, einen dem Leib des Verschiedenen analogen Körper zuzulegen, um also, kurz, den von den Verfechtern des großen Gefährts als Wiedergeburt, als Reinkarnation vorgesehenen Übergang und vielmehr Rücktritt in einen wirkliche Gegenwart als innerweltliche Greifbarkeit, ontologischen Selbstbezug als biologische Identität realisierenden, erscheinenden Organismus zu vollziehen.

In der Tat ist diese Eigentümlichkeit des als Projekt ansichseienden adäquaten Subjekts, fürsichseiende Präsenz nur in Gestalt einer durch Reinkarnation, Wiederverleiblichung erwirkten neuen organischen Existenz oder biologischen Erscheinung erlangen zu können, das Befremdlichste und am schwersten Begreifliche an der von den Verfechtern des großen Gefährts propagierten spekulativen Sichtweise und Konstruktion. Der spekulative Kern der Konstruktion, daß nämlich das vom Laiensubjekt in seinem Wirken für das Heilsmittel nur erst als Gedankending vorgestellte, als Zukunftsbestimmung projektierte heilsmitteladäquate Subjekt sich mit dem Tode des Laiensubjekts als die zäsurhaft unvermittelte, neue Subjektwirklichkeit herausstellt und zur nicht mehr durch das Laiensubjekt verstellten, nicht mehr durch es hintangehaltenen offenbaren Gegenwart wird – dieser Kernpunkt läßt sich ja auf der Grundlage der vom Buddha verkündeten Wesenslehre vielleicht noch halbwegs plausibel machen. Wenn es denn also, der Lehre des Buddha zufolge, darum geht, das dem Schein der Erscheinungswelt verfallene und dabei selber um seine Realität gebrachte und in Scheinhaftigkeit verhaltene Subjekt aus solcher Scheinexistenz zu befreien und durch die weltflüchtige Überführung in das Nichts des Daseins, das als die Negation allen qua Dasein grassierenden Scheins Sein ist, eben dieses Sein als einer zeitlos vergangenen eigenen Wirklichkeit, seines vorzeitlich seienden Wesens wieder teilhaftig werden zu lassen, und wenn als Bedingung dafür, daß es zu solcher Rückführung des Subjekts aus der Scheinexistenz ins Sein des Wesens kommen kann, der reflexive Bezug des Subjekts auf sich selbst, seine aufgrund der Lösung und Sammlung aus der Erscheinungswelt, die sie gewährt, als Befreiungsmittel firmierende Selbstrealisierung in der mönchischen Haltung gelten muß – wenn dies so ist, dann läßt sich nach Maßgabe der darin beschlossenen Umkehrung und vielmehr Richtigstellung aller Realität, die das laizistisch unmittelbare Dasein, das Sein in der Welt, zur Scheinexistenz erklärt, während sie im Selbstbezug der mönchischen Haltung den Anfang des aus Nichts sich machenden wahrhaften Seins, den Beginn der wesenhaften Wirklichkeit gewahrt, durchaus verstehen, daß und in welchem Sinn die als Gedankending gehegte Vorstellung von einem der mönchischen Haltung adäquaten Subjekt mehr Sein haben oder realer sein kann als das der mönchischen Haltung ungleiche Laiensubjekt, das diese Vorstellung, dieses Gedankending dem Anschein nach hegt. Oder es läßt sich – um dem im Kraftfeld des ontologischen Sprungs, von dem hier die Rede ist, denkbar deplazierten Komparativ gleich wieder den Abschied zu geben – verstehen, daß und in welchem Sinn das vom Laiensubjekt als dem Daseienden, Existierenden scheinbar bloß vorgestellte, bloß projektierte adäquate Selbstsein in Wahrheit als dasjenige gelten kann, das gegen den existenten Schein des Laiensubjekts Sein darstellt, gegen alle präsente Täuschung Wirklichkeit repräsentiert.

Weil und insofern der Fortgang vom erscheinungsgebundenen Laiensubjekt zum erscheinungsenthobenen adäquaten Subjekt beansprucht, Akt der Selbstzurücknahme aus einer Scheinexistenz ins wesenhafte Sein, mithin ein ontologischer Ebenenwechsel zu sein, bei dem nicht etwa das adäquate Subjekt aus dem Laiensubjekt sich entwickelt und hervorgeht, sondern vielmehr das erstere als Sein über den Schein des letzteren triumphiert, sich gegen ihn durchsetzt und frei von ihm zur Geltung bringt – weil und insofern sich das so verhält, ist, was auf den verständig ersten Blick bloßes Gedankending, bloße Vorstellung, Setzung des Laiensubjekts scheint, beim spekulativ zweiten Hinsehen in der Tat die res cogitans selbst, das sich selber vorstellende, in der Selbstsetzung begriffene adäquate Subjekt. So wahr das vom Laiensubjekt in seinem Wirken für die mönchische Haltung nolens volens vorgestellte adäquate Subjekt ein auf das Sein, auf sein Wesen gerichtetes Projekt ist, das dadurch ins Sein tritt, dadurch mit seinem Wesen ins reine kommt, daß es sich selbständig macht, auf eigene Füße stellt und die täuschende Welt der Erscheinungen mitsamt der in sie verstrickten Scheinexistenz, die das Laiensubjekt verkörpert, zum Rejekt erklärt und zurückläßt, so wahr verschiebt sich damit die ganze Perspektive und erweist sich das vermeintliche Geschöpf des Laiensubjekts als Subjekt sui generis, als in Wahrheit sich selber kreierendes adäquates Subjekt, erweist sich das Gedankending als die im Eingedenken begriffene Sache selbst, hört mit anderen Worten der im adäquaten Subjekt bestehende Schopf, den das Laiensubjekt aus dem Sumpf seiner Scheinexistenz streckt, auf, bloßes Vorhaben oder Projekt des ersteren zu sein, und offenbart sich vielmehr als das im Laiensubjekt den scheinexistenten Sumpf als solchen erkennende und von sich weisende selbständig wahre Corpus oder vollständig neue Selbstsein. Ein Selbstsein allerdings, dem der scheinexistente Sumpf, das Laiensubjekt, vorerst noch anhängt und den Platz streitig macht und das, solange dies der Fall ist, auch nur erst aus dem Sumpf herausragender Schopf, von der Gegenwart abgehaltenes und in die Zukunft verbanntes, ansichseiendes Subjekt ist, mithin bloße Vorstellung, bloßes Projekt bleibt. Damit es Raum greifen und Präsenz gewinnen, sich als das wahre Corpus in der besagten Weise am eigenen Schopf aus dem Sumpf herausziehen kann, muß es deshalb des an ihm haftenden und es als bloße Vorstellung arretierenden, zum bloßen Projekt verhaltenden Sumpfes ebensowohl schon entledigt, muß es von dem als klebrig-sperriges Anhängsel ihm den Weg in die Gegenwart verlegenden und seine Realisierung blockierenden Laiensubjekt vorweg bereits befreit sein.

Im Selbstschöpfungsakt zum neuen, adäquaten Subjekt entfalten kann sich folglich der aus dem Sumpf, aus der Scheinexistenz des Laiensubjekts heraus projektierte Schopf nur, wenn ihm durch die vorherige Beseitigung dieser Scheinexistenz das entscheidende Hindernis aus dem Weg geräumt, und der nötige Entfaltungsraum eröffnet wird. Der Überwindung dieses einem regelrecht inneren Widerspruch nahekommenden Schwachpunktes in der Konstruktion des spekulativen Subjektwechsels dient der natürliche Tod. Er löst das Dilemma eines Projekts, das an sich oder in Wahrheit ein aus dem Sumpf der Scheinexistenz, von der es ausgeht, sich am eigenen Schopf extrahierendes Subjekt ist und das aber für sich oder in Wirklichkeit dies Subjekt nur sein kann, wenn die ihm anhaftende Scheinexistenz es nicht mehr im Zustand eines bloßen Projektes festhält, sondern durch ihren vorherigen Abzug, ihre vorgezogene Abstraktion ihm den für seine Extraktion erforderlichen Freiraum läßt. Der Tod löst das Dilemma, indem er aus eigener Kraft oder Majestät diese vorgezogene Abstraktion vollzieht, der als Laiensubjekt präsenten Scheinexistenz ein Ende und den Garaus macht und damit jenem von der Scheinexistenz ebensosehr ausgehenden und promovierten wie festgehaltenen und blockierten Projekt die Gelegenheit verschafft, sich als das, was es an sich ist, als Subjekt sui generis oder für sich seiendes Selbstsein zur Geltung zu bringen. Durch den natürlichen Tod vom Sumpf der Scheinexistenz, von dem der selbstbezüglichen Haltung inadäquaten Laiensubjekt, befreit, enthüllt sich der bis dahin scheinbefangene Potentialis als vielmehr seinsbestimmter Aktualis und erweist sich nämlich die zuvor als Setzung, als Geschöpf des Laiensubjekts erscheinende Vorstellung vom adäquaten Subjekt als in Wahrheit ein Selbstschöpfungsakt, als das in eigener Regie sich zur Vorstellung bringende, in Szene setzende adäquate Subjekt selbst. In Begriffen der von den Vertretern des großen Gefährts gegebenen Darstellung ist dies nach seiner Freisetzung durch den natürlichen Tod sich selber freisetzende und als das neue, adäquate Subjekt hervorbringende Projekt die Seele, die, von ihrer leiblichen Hülle, dem in Gestalt des Laiensubjekts existenten Schein des Daseins oder Widerschein des Scheinhaften, erlöst, sich zum rein reflexiven Selbstbezug der mönchischen Haltung erhebt und als das in Anwendung von der Welt ganz nur dem Wesen zugewandte, auf Nichts als aufs Sein sich richtende Selbstsein manifestiert. Ihrer im Laiensubjekt bestehenden erscheinungsverfallenen Leiblichkeit, die sie in Bande schlägt und zum Ansichsein degradiert, durch den Tod entbunden, ist die Seele das als selbstbezügliches Fürsichsein realisierte feinstofflich wahre Corpus, das nach Beseitigung allen Scheines übrig bleibt, um in das Nichts des Scheins, das Sein und als Sein das der Seele eigene Wesen ist, Einkehr zu halten.

Der befremdliche Umstand, daß die Seele sich jeweils wieder verfleischlicht, reinkarniert, erklärt sich daraus, daß sie zwar dem ontologischen Status, nicht aber der essentiallogischen Verfassung nach unabhängig von ihrer Voraussetzung, dem Laiensubjekt, ist. Weil die phänomenologische Disposition der Seele ihre ontologische Resolution immer wieder beeinträchtigt, fällt sie immer wieder in den Körper zurück, allerdings in einem Prozeß der allmählichen Raffinierung, der sie eine vom Karma, vom selbstgewirkten Schicksal, bestimmte Stufenleiter erklimmen läßt, an deren Ende die qua Seelenwanderung geläuterte Seele als vollkommen heilsmitteladäquates Subjekt in das Nichts, das Sein ist, eingeht. Die Lösung des Dilemmas besteht also in einem dem Laiensubjekt eigentümlichen Heilsweg, der das Heilsmittel, die mönchische Haltung, nicht als Transportmittel und Zauberstab, sondern nur als Orientierungshilfe und Vergleichsmaßstab benutzt. Damit bestätigt sich aber, daß die im mönchischen Heilsmittel gewahrte universale Heilsperspektive im Laiensubjekt nicht ihren eigentlichen Adressaten hat.

Höchst befremdlich allerdings mutet wie gesagt an, daß die Seele eben dies – nämlich als das von aller Scheinexistenz befreite wahre Corpus in das Nichts des Scheins Einkehr zu halten und es als das fürs eigene Wesen zu erkennende Sein anzunehmen – keineswegs tut, sondern daß sie offenbar mit diesem Corpus, das sie nach Entfernung der leiblichen Hülle für sich ist, nichts Besseres anzufangen weiß, als es aufs neue in eine leibliche Hülle zu kleiden, es abermals in den Sumpf der Erscheinungsverfallenheit, in eine Scheinexistenz nach Art des vom Tode gerade erst dahingerafften Laiensubjekts hineingeraten und sich verstricken zu lassen. Schwer genug ist es ja den Verkündern des großen Gefährts geworden und nur mit Hilfe einer dialektischen Revision der ontologischen Perspektive und spekulativen Bemühung der Kraft des natürlichen Todes überhaupt gelungen, dem vom Laiensubjekt in seinem Wirken fürs Heilsmittel als Zukunftsbestimmung oder Projekt gesetzten adäquaten Subjekt diese lebendige Gegenwart und autogene Wirklichkeit der nach ihrer Erlösung vom materiellen Körper die fröhlichen Urständ eines spirituellen Corpus feiernden fürsichseienden Seele zu vindizieren. Warum aber, statt nun dies spirituelle Selbstsein, dies nach seiner Befreiung aus dem Kerker der ungleichen Scheinexistenz vom lebendigen Geist der adäquaten Haltung erfüllte wahre Corpus flugs für das, wozu es doch da ist: für den resignativen Austritt aus der Welt und den meditativen Eingang ins Nichts, das Sein ist, zu nutzen, wendet die Seele sich vielmehr um und springt zurück in den Sumpf der Scheinexistenz, um sich erneut eine dem Laiensubjekt, das ihr der Tod doch gerade erst vom Halse geschafft hat, vergleichbare leiblich-organische Bleibe zu suchen, abermals eine materielle Körperlichkeit und fleischliche Hülle nach Art der gerade erst abgelegten und losgewordenen anzunehmen, kurz also, sich zu reinkarnieren?

Den Grund für dies auf den ersten Blick inkonsequente, von welthöriger Rückfälligkeit und regressiver Erscheinungslust geprägte Betragen der Seele gewahren die Verkünder des großen Gefährts in der mangelhaften essentiallogischen Verfassung der letzteren, genauer gesagt, in dem Mangel an Entschlossenheit zum Nichts oder Seinsentschiedenheit, den sie bei aller prinzipiellen Identifizierung mit dem Heilsmittel, bei aller relativen Adäquation an die mönchische Haltung immer noch aufweist. Und diese, das Selbstsein in die Verleiblichung zurücktreibende, die Seele zur Inkarnation verhaltende Unentschiedenheit wiederum sehen die Verkünder des großen Gefährts begründet in der früheren praxologischen Verfassung des mittlerweile mit Tode abgegangenen Laiensubjekts, aus dem heraus die Seele sich zur Vorstellung brachte, nämlich in jener Werktätigkeit des Laiensubjekts, als deren Implikation oder Setzung das inzwischen als Seele freigesetzte adäquate Subjekt zuerst erschien. Sowenig zwar der ontologische Status der Seele, ihr lebendig-spirituelles Selbstsein sich aus dem Laiensubjekt und dessen organisch-materiellem Sein in der Welt herleiten läßt und so gewiß dieser ontologische Status vielmehr ausschließlich Resultat einer Seinsreduktion ist, in deren Verlauf die Seele sich im förmlichen Selbstschöpfungsakt aus dem Sumpf der Erscheinungsverfallenheit, der Scheinexistenz des Laiensubjekts, am eigenen Schopf und als Subjekt sui generis, wenngleich mit Hilfestellung des Todes, herauszieht, so sehr soll aber in ihrer essentiallogischen Verfassung die Seele zugleich noch geprägt sein von dem Sumpf, dem sie entsteigt, und nämlich wesentlich dadurch bestimmt sein, mit wieviel Einsatz das Laiensubjekt sie in actu seines Wirkens für die mönchische Haltung impliziert und setzt und wie rückhaltlos also die Scheinexistenz, aus der sie herausstrebt, sie aus den eigenen Stücken einer im rechten Glauben geübten Praxis vorstellt oder projektiert.

Sowenig mit anderen Worten das adäquate Sein der Seele als solches oder das Quod est ihres spirituellen Selbstseins ein aus der materiellen Scheinexistenz des Laiensubjekts hervorgehender Tatbestand ist und so gewiß im Gegenteil die Seele, um das als adäquates Sein präsente Subjekt zu sein, den Untergang jener, sie qua Laiensubjekt von der Gegenwart abhaltenden und im Zustand eines bloßen Projekts arretierenden Scheinexistenz voraussetzt, so sehr soll gleichzeitig aber der Grad der Adäquation oder das Quid est des Selbstseins der Seele eine abhängige Funktion eben jener bis zu ihrem Untergang im Tode sich qua Laiensubjekt umtreibenden Scheinexistenz sein. Je mehr demnach das Laiensubjekt sich für die Erhaltung und Stärkung des Heilsmittels einsetzt, je rückhaltloser es seine weltliche Geschäftigkeit werkewirkend in den Dienst der zum Orden institutionalisierten mönchischen Haltung stellt, je radikaler es, kurz, sein erscheinungsverhaftetes Sein jenem heilsperspektivischen Sollen aufopfert, desto reiner, desto perfekter, desto absoluter ist die Vorstellung von sich als heilsmitteladäquatem Subjekt, die Projektion seiner selbst als zur mönchischen Haltung konvertierten Selbstseins, die das Laiensubjekt in solchem Wirken fürs Heilsmittel nolens volens impliziert und geltend macht. Und je reiner dieses in actu des Werkewirkens entworfene Projekt ist, um so geringer ist, wenn es sich dank des Todes des Laiensubjekts als das neue Subjekt etabliert und das heißt, als spirituelles Corpus, als Seele freigesetzt hat, deren Neigung, sich abermals eine der laizistischen Leiblichkeit vergleichbare Scheinexistenz zuzuziehen, und um so weniger tief fällt deshalb – das Ganze als Skala von Reinheitsgraden oder Versumpfungsstufen zur Anschauung gebracht! – die Seele in jener als Reinkarnation verzeichneten Regressionsbewegung in die materielle Körperlichkeit einer von Trieben und Gewohnheiten beherrschten Erscheinungssucht und Welthörigkeit zurück.

Ganz ohne Rückfälligkeit oder Reinkarnation allerdings geht es nicht ab! Zu sehr ist das Laiensubjekt in den primär als Mittel seiner Selbsterhaltung erfahrenen Erscheinungszusammenhang verstrickt, zu sehr in seiner auf die empirische Identität der eigenen Scheinexistenz gemünzten weltlichen Geschäftigkeit umgetrieben und an sie gewöhnt, als daß ihm gelingen könnte, sich auf Anhieb vollständig in den Dienst am Heilsmittel einzubringen, seine weltliche Geschäftigkeit in einem lebenstechnischen Konversionsakt, einem alltagspraktischen Autodafé rückhaltlos in die Form eines der mönchischen Haltung geweihten Wirkens von Werken zu überführen und damit denn also zum strikt selbstverleugnenden Ausgangspunkt einer uneingeschränkten reinen Vorstellung von sich als adäquatem Subjekt, zur verlorenen Form eines projektierten Selbstseins zu werden, das an sich durch nichts mehr als durch die Seinsbereitschaft der mönchischen Haltung bestimmt ist. Was dem Laiensubjekt vielmehr bloß vorzustellen gelingt, ist ein Subjekt, das bei aller prinzipiellen Identifizierung mit der mönchischen Haltung und darin beschlossenen ontologischen Prädikation zum Nichts, das Sein ist, doch aber seinem unmittelbar gesetzten Vorstellungsinhalt, seiner essentiallogischen Verfassung nach noch wesentlich die Halbherzigkeit atmet, die in seinem Wirken für die mönchische Haltung das Laiensubjekt an den Tag legt, ein Subjekt, das mit anderen Worten im einzelnen seiner konzeptionellen Beschaffenheit noch wesentlich durch die Bindung an die Welt und Erscheinungshörigkeit, kurz, durch die weltliche Geschäftigkeit geprägt ist, mit deren Mitteln das Laiensubjekt seine heilsmitteldienliche Praxis ins Werk setzt. In dem Augenblick, da der Tod des Laiensubjekts dies vorgestellte Subjekt vom Charakter einer bloßen Setzung, eines bloßen Projektseins erlöst und als den selbstschöpferisch tätigen Schopf, als Subjekt sui generis, kurz, als die Seele freisetzt und zum Zuge kommen läßt, bringen sich nun auch jene der letzteren durch die Halbherzigkeit des laizistischen Wirkens mitgegebenen und als essentiallogische Beschaffenheit beigebogenen weltlichen Dispositionen und Bindungen an die Erscheinungswelt zur Geltung und werden zu Triebkräften, die der de jure Freigesetzten de facto unwiderstehlich den Weg zurück in eine von Welthörigkeit und Scheinverfallenheit geprägte leiblich-organische Existenz weisen, kurz, das spirituelle Corpus zu einem als Reinkarnation bestimmten Rückfall in materielle Körperlichkeit verhalten. So wahr die Seele bei aller prinzipiell-ontologischen Emanzipation von der Scheinexistenz des Laiensubjekts dispositionell-essentiallogisch durch diese Scheinexistenz determiniert bleibt, so wahr bleibt der Schopf ein Geschöpf des Scheins, dem Subjektsein synonym mit Erscheinen ist, bleibt das aus dem Sumpf projektierte Gewächs eine Sumpfblüte, die ihr Fruchtsein nur als Heimfall an den Sumpf zu realisieren vermag.

Allerdings ist die der Halbherzigkeit des laizistischen Engagements fürs mönchische Heilsmittel entspringende essentiallogische Disposition der Seele zur Rückkehr in die Scheinexistenz ebensowohl durch die ontologische Neuorientierung, die das heilsmitteldienliche Engagement als solches darstellt, modifiziert und abgeschwächt, so daß die leibliche Erscheinung, die sich die Seele erneut zuzieht, die weltliche Existenz, in die sie qua Wiedergeburt zurückkehrt, tendenziell weniger tief in die Welt verstrickt oder graduell weniger scheinverfallen ist, als es die mit Tode abgegangene frühere war. Und diese weniger welthörige, weniger scheinsüchtige Existenz, in der sich die dispositionell zum Rückfall getriebene Seele reinkarniert, wird nun als an die Stelle des alten Laiensubjekts getretenes neues laizistisches Subjekt ihrerseits zur Trägerin eines heilsmitteldienlichen Wirkens, das nach Maßgabe seines rückhaltloseren Engagements, seines opferbereiteren Einsatzes für die Erhaltung und Stärkung der mönchischen Haltung eine reinere, adäquatere Vorstellung vom Subjekt ermöglicht, die nach ihrer todesvermittelten Erhebung zur fürsichseienden Wirklichkeit, ihrer dispositionell bedingten Reinkarnation als neue Existenz wiederum zur Trägerin einer im rechten Glauben geübten Lebenspraxis werden und auf diese Weise eine noch reinere, noch perfektere Vorstellung von sich selbst erwirken kann. Die dergestalt quasi einem Prozeß der Selbstmeliorisation oder Eigenraffinierung unterliegende Disposition und essentiallogische Verfassung der Seele, die, wie sie einerseits durch Umfang und Intensität des heilsmitteldienlichen Wirkens der früheren Existenz determiniert ist, so andererseits Charakter und Stärke des heilsmitteldienlichen Engagements in der neuen Existenz bestimmt – sie ist das Karma, das selbstgewirkte Schicksal, sich selber ins Werk setzende Los der Seele. Wie das Karma als das dem Quod est der ontologischen Resolution durch Halbherzigkeit beigegebene Quid est phänomenologischer Disposition die Seele zur Reinkarnation verhält und also dazu bringt, sich im Augenblick ihrer todesbedingten Freisetzung gleich wieder eine leibliche Hülle oder weltliche Existenz zuzuziehen, so bewirkt es aber auch dank jener ontologischen Resolution, die es trotz allem beweist und die der phänomenologischen Disposition das Maß setzt, eine im Punkte des heilsmitteldienlichen Engagements von der früheren Existenz vorteilhaft unterschiedene Neuauflage und sorgt mit anderen Worten dafür, daß am Ende des engagierten Wirkens dieser neuaufgelegten Existenz die Seele mit einem noch besseren, reineren Karma und das heißt, mit einer noch weniger zum Rückfall in die weltliche Geschäftigkeit materieller Körperlichkeit treibenden phänomenologischen Disposition das Feld behauptet.

So gesehen, ist das Karma der rote Faden, an dem sich, wenn alles gut geht und nicht die Disposition doch wieder schicksalhaft über die Resolution triumphiert, die Seele aus dem Labyrinth weltlicher Bestimmtheiten, in das sie sich immer neu verstrickt, selbsttätig heraushangelt, ist es das spiralige Gewinde, in dessen Spur sich die Seele aus dem Sumpf leiblicher Bindungen, in den sie immer neu zurücksinkt, aus eigener Kraft emporschraubt. Statt sich in einem einzigen, spekulativ todesgestützten Akt der Scheinexistenz materieller Körperlichkeit entledigen und als Subjekt sui generis oder spirituelles Corpus von aller laizistischen Weltlichkeit und Verfallenheit an die Erscheinungen freisetzen zu können, muß also die Seele in andauernder Zweckgemeinschaft mit dem natürlichen Tod eine ganze Reihe von Reinkarnationen durchlaufen und jene als Seelenwanderung bestimmte Bahn beschreiben, an deren Ende die im Quod est oder Selbstsein der heilsmitteladäquaten Vorstellung bestehende ontologische Resolution über die als das Quid est oder Gewirktsein der Vorstellung mitspielende phänomenologische Disposition so völlig den Sieg davongetragen und die letztere sich unter der Einwirkung der ersteren so ganz und gar verflüchtigt und vertan hat, daß tatsächlich das von aller dispositionellen Reinkarnationsneigung geheilte, von aller materiellen Regressivität gereinigte spirituelle Corpus selbst, das heilsmitteladäquate Subjekt als solches das Feld behauptet. Im Ergebnis eines als Läuterungsprozeß wohlverstandenen Existenzenreigens, einer mittels ständigem Wechsel zwischen Subjekt und Projekt, Vorstellung und Verkörperung bewirkten Selbsterbauung erreicht die Seele schließlich jenen im Bilde der über dem Sumpfe schwebenden Sumpfblüte, des Lotus, gefaßten Verklärungszustand, in dem sie dem Heilsmittel vollständig adäquat, im sichselbstgleichen Einklang mit der mönchischen Haltung ist und mithin die vom Buddha gelehrte Grundstellung und Ausgangsposition für den Heimfall ans scheinfreie Wesen, für die Einkehr ins Nichts, das Sein ist, innehat.

So also lösen die Verkündiger des großen Gefährts das Dilemma des im Dienste der Heilsperspektive tätigen Laiensubjekts, durch eben diese Dienstbarkeit von der Heilsperspektive ausgeschlossen zu bleiben. Indem sie dem Werkewirken des Laiensubjekts, seinem in weltlicher Geschäftigkeit personellen und materiellen Einsatz für das im Mönchsorden institutionalisierte Heilsmittel, das die Heilsperspektive trägt und erhält, einen eigenen, sich aus dem Laiensubjekt heraus kraft spekulativen Selbstentwurfs herstellenden Heilsbezug zusprechen und diesen originären Heilsbezug in einem ebensosehr vom Karma getragenen wie vom Tode getriebenen kosmographischen Existenzenreigen, einer als selbsttätige Entweltlichung und Spiritualisierung fortlaufenden Seelenwanderung Konkretion und Realität gewinnen lassen, kehrt das Laiensubjekt am glücklichen Ende solcher Metempsychose von sich aus jene mönchisch selbstbezügliche Haltung hervor, die das in der Ordensgemeinschaft verkörperte Heilsmittel ist, und zeigt sich mithin als die zum haltungsadäquaten Subjekt geläuterte Seele mit eben der Heilsperspektive vermittelt, von der es durch sein laizistisches Wirken für die Ordensgemeinschaft ausgeschlossen, durch seine weltliche Sorge fürs Heilsmittel abgeschnitten war. Ihre Vermittlung mit der Heilsperspektive vollbringt demnach aber die Seele nicht in der Weise, daß sie ihren Weg zum Heil über die institutionalisiert mönchische Haltung nimmt, für die sie in ihren laizistischen Existenzen tätig ist, nicht auf die Art, daß sie direkten Gebrauch von dem in der Ordensgemeinschaft verkörperten Heilsmittel macht, sondern vielmehr dergestalt, daß sie durch ihre laizistischen Existenzen hindurch und aus ihnen heraus eine der mönchischen Haltung entsprechende Verfassung ausbildet, daß sie im metempsychotischen Zuge ihres weltlichen Wirkens fürs Heilsmittel sich selbsttätig in eine dem Heilsmittel adäquate Selbstbezüglichkeit und Medialität versetzt. Nicht also die reale Vermittlung durch das Heilsmittel oder die faktische Verwendung der mönchischen Haltung, um das Laiensubjekt ins Heil zu expedieren, sondern die ideale Gleichsetzung mit dem Heilsmittel oder die Selbstheilung des Laiensubjekts durch seine spekulative Versetzung in einen haltungsadäquaten Zustand ist das Erfolgsrezept der ihr Karma wirkenden laizistischen Seele.

Durch ihre, so gesehen, uneigentliche Vermittlung mit der vom mönchischen Heilsmittel eröffneten und gewahrten Heilsperspektive bestätigt nun aber die laizistische Seele am Ende, was am Anfang bereits der Fall ist und zum Vermittlungsversuch den Anstoß gibt: daß nämlich das in der Ordensgemeinschaft institutionalisierte mönchische Heilsmittel die Heilsperspektive nicht für die laizistische Seele eröffnet und wahrt. Eben dies ist ja das Skandalöse, das, wie es die Verfechter des Kleinen Gefährts dazu treibt, die universale Heilsperspektive überhaupt preiszugeben, so die Verkündiger des Großen Gefährts zum geschilderten Vermittlungsversuch nötigt: daß in der Konsequenz seines Wirkens für die Erhaltung und Stärkung des die Heilsperspektive wahrenden Heilsmittels das Laiensubjekt sich vom Empfang des Heilsmittels und von der Realisierung der durch es gewahrten Heilsperspektive definitiv ausgeschlossen findet und daß insofern das Heilsmittel, wenn es denn überhaupt für jemanden Heilsmittel ist, dies jedenfalls nicht für das Laiensubjekt, sondern nur für ein unbestimmt anderes Subjekt, einen noch gänzlich unbekannten Adressaten sein kann. Und gegen solchen Skandal bieten nun also die Verkündiger des Großen Gefährts das Münchhausensche Konstrukt einer im Wirken des Laiensubjekts für das Heilsmittel insgeheim vor sich gehenden und in den kosmographischen Dimensionen einer Seelenwanderung sich vollziehenden Selbstvermittlung der laizistischen Seele mit der universalen Heilsperspektive auf.

Wohlgemerkt, eine Selbstvermittlung propagieren sie, will heißen, eine Vermittlungsfigur, die nicht etwa vorsieht, daß sich das Laiensubjekt des Heilsmittels, für das es weltlich-geschäftig wirkt, am Ende zu seinem eigenen Heile bedient, sondern die vielmehr darauf hinausläuft, daß sich die laizistische Seele in petto jenes weltlichen Wirkens fürs Heilsmittel still und heimlich in eine dem Heilsmittel adäquate Verfassung bringt, sich mithin selbsttätig die Heilsperspektive erschließt und darum des Heilsmittels als in der Haltung und Disziplin der Mönchsgemeinschaft institutionalisierter Vermittlungsinstanz überhaupt nicht bedarf – eine Selbstvermittlung also, die eben deshalb, weil sie ist, was sie ist, auch nur bestätigen kann, daß jenes institutionalisierte Heilsmittel die Heilsperspektive definitiv nicht für die laizistische Seele wahrt und offenhält. Indem die laizistische Seele auf ihrem kraft Karma selbstgewirkten Weg zum Heil das institutionalisierte Heilsmittel, für das sie in ihren Existenzenreigen sich fortlaufend einsetzt, nicht etwa als reales Transportmittel, als ihr direkt zum Heil verhelfenden verwandlungsmächtigen Zauberstab, sondern höchstens und nur als ideale Orientierungshilfe, als sie zur Adäquation mit sich selbst verhaltenden läuterungskräftigen Vergleichsmaßstab braucht und nutzt, hält sie nicht auf der via regia der in der institutionalisiert mönchischen Haltung gewahrten universalen Heilsperspektive, sondern auf der via dolorosa einer Heilsperspektive, die sie durch einen eigenen kosmographischen Läuterungsprozeß, eine metempsychotisch schrittweise Abklärung ihres laizistischen Wirkens zur mönchischen Haltung sich selber erschließt, Einzug ins Heil und bekräftigt damit uno actu des Verfahrens, mit dem sie ihren im weltlichen Dienstverhältnis zum Heilsmittel begründeten Ausschluß vom Heil überwindet, die Ausschlußbedeutung und Fremdbestimmung, die das Heilsmittel ihr gegenüber hat. Ihr Weg zum Heil unterstreicht, daß das die universale Heilsperspektive wahrende institutionalisierte Heilsmittel nicht für sie, die auf der Stufenleiter ihrer laizistischen Existenzen sich selber aus dem Sumpf ziehende und mit dem Heil vermittelnde Seele, da ist, sondern für einen des Heils bedürftigen anderen, offenbar nicht als Laiensubjekt firmierenden, nicht als welthöriger Artgenosse des weltflüchtigen einzelnen ausgewiesenen Adressaten.

Und zugleich macht aber auch der Münchhausensche Charakter des als spekulative Selbstvermittlung bestimmten Weges zum Heil, den die laizistische Seele einschlägt, deutlich, wie sehr jener andere Adressat des Heils bedarf und wie groß die Bereitschaft der Beteiligten ist, diesem Bedürfnis durch die in der Heilsmittelinstitution gewahrte universale Heilsperspektive Rechnung zu tragen. Schließlich dient ja unmittelbar, dem soeben reaffirmierten Stand der Ermittlungen zufolge, das Laiensubjekt mit seinem weltlichen Wirken für die Erhaltung der Heilsmittelinstitution, wenn überhaupt jemandem, so nur jenem in der universalen Heilsperspektive intendierten unbekannten Adressaten und schließt, weit entfernt davon, sich dabei eine künftig eigene Option auf den Gebrauch des Heilsmittels zu erhalten, sich selbst ad infinitum seines Wirkens von solchem Gebrauche aus. Wenn nun die Verkündiger des großen Gefährts, statt aus diesem inneren Widerspruch im laizistischen Tun die resignative Lehre einer systematischen Unhaltbarkeit der auf weltliches Wirken gegründeten Heilsmittelinstitution zu ziehen, den inneren Widerspruch vielmehr durch die geschilderte spekulative Lehre von einer dem weltlichen Wirken eingeschriebenen selbstprojektiven Heilsmittelträchtigkeit und insofern eigenen änigmatischen Heilsbedeutung zu entkräften und zu eskamotieren suchen, dann müssen sie dafür zwingende Gründe haben, Gründe, die sie zwingen, an der ordensgemeinschaftlichen Heilsmittelinstitution und der durch sie gewahrten und offengehaltenen universalen Heilsperspektive um jeden Preis festzuhalten. Gar zu münchhausensch ist dieser dem Laiensubjekt aus dem heillosen Dilemma seines weltlichen Wirkens fürs Heilsmittel gewiesene Seelenwanderungsausweg, gar zu buchstäblich an den Haaren herbeigezogen diese Selbstvermittlungsfigur einer mittels eines Reigens von karmabestimmten Reinkarnationen sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ihrer erscheinungsverfallenen Leiblichkeit ziehenden Seele, als daß sich denken ließe, die Verkündiger des Großen Gefährts könnten ohne zwingenden Grund, ohne die Nötigung einer der universalen Heilsperspektive eigenen objektiven Zweckmäßigkeit auf solch hanebüchenen Ausweg verfallen.

Und diese objektive Zweckmäßigkeit muß darüber hinaus auch dem Laiensubjekt einleuchten, das jene in der Heilsmittelinstitution gewahrte universale Heilsperspektive sonst wohl eher als eine es partout nicht betreffende und vielmehr bloß hinters Licht einer entfremdeten Dienstbarkeit führende Veranstaltung verwerfen und im Stich lassen würde und das mit anderen Worten, statt sich personell und materiell in den es vom Erwerb des Heils ausschließenden Dienst an der Heilsmittelinstitution nehmen und über seinen Ausschluß dann durch das aberwitzige Konstrukt einer als spekulative Selbstvermittlung konzipierten Seelenwanderung hinwegtrösten zu lassen, in solchem Trost im Gegenteil den Offenbarungseid eines hinter der Camouflage jener universalen Heilsperspektive operierenden institutionellen Zynismus oder dem ziellosen Selbsterhaltungswillen der Verfechter des Kleine Gefährts in nichts nachstehenden ordensgemeinschaftlichen Egoismus sehen müßte. Mag das in seine weltlichen Geschäfte verstrickte und deshalb zum sofortigen Aufbruch ins Nirwana, ins Heil, denkbar unbereite Laiensubjekt noch so geneigt sein, sich den im Wirken für die Heilsmittelinstitution ihm gewährten Aufschub gefallen zu lassen – mit dem tatsächlichen Ausschluß vom Heil, den dieser vermeintliche Aufschub bedeutet, und mit dem heilsperspektivischen Hilfskonstrukt, durch das die Verkündiger des Großen Gefährts das Skandalon solchen Ausschlusses gleichermaßen einräumen und aus der Welt zu schaffen suchen, könnte das Laiensubjekt sich nie und nimmer abfinden – es sei denn, es hat dazu einen über seine habituelle Welthaftung, sein subjektives Hängen am Dasein hinausgehenden objektiven, will heißen, in der Heilsmittelinstitution und ihrer universalen Heilsperspektive selbst gelegenen Grund und sieht sich dazu, mit anderen Worten, durch eine als innerweltliche Zweckmäßigkeit seine eigene laizistische Existenz betreffende Funktion genötigt, die das Heilsmittelinstitut mit der universalen Heilsperspektive, die es eröffnet, erfüllt.

Worin sonst aber soll nun dieser als objektiver Zweck zwingende Grund für die Aufrechterhaltung der sich eigentlich durch die Form, in der sie das Laiensubjekt schließlich integriert, nicht weniger als durch die Art, wie sie es erst einmal ausschließt, ad absurdum führenden Heilsmittelinstitution bestehen, wenn nicht in jenem anderen Adressaten, auf den die universale Heilsperspektive, wenn überhaupt auf jemanden oder etwas, gemünzt ist? Daß es jenen anderen Adressaten gibt und wie er beschaffen ist, bewahrt die ordensgemeinschaftliche Heilsinstitution mit ihrer universalen Heilsperspektive davor, sich als ein rein zynisches Unternehmen zu decouvrieren, dessen einziger Zweck es ist, unter Vorspiegelung falscher Heilstatsachen den Laienstand personell und materiell auszunehmen. Und jener andere Adressat ist es zugleich auch, der durch seine Existenz und Verfassung die Laien dazu bewegt, ihre widersprüchliche Rolle im Heilsvermittlungsgeschäft zu übernehmen und sich mit der von der Ordensgemeinschaft ihnen gebotenen Lösung des Widerspruchs, der im Wortsinn an den Haaren herbeigezogenen Figur nämlich einer im Wirken fürs Heilsmittel karmaträchtig vor sich gehenden heilsamen Selbstvermittlung der Laienseele, zufriedenzugeben

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