1. Das Wesen

Der sozialkritische Druck, den die Unterschicht mit ihrem dionysischen Herrn, dem als Gegenspieler der Götter reklamierten anderen Subjekt, erzeugt, zwingt die Oberschicht, dem anderen Subjekt in seiner vollen Wahrheit, seiner absoluten Negativität, die Ehre zu geben. Das andere Subjekt in seiner vollen Wahrheit zu akzeptieren, erfordert aber, zu ihm zu konvertieren, sich auf seinen Standpunkt zu stellen, weil andernfalls der Anerkennende der Negativität, die er anerkennt, selber verfällt. Die Konversion, die schon wegen der absoluten Andersartigkeit des anderen Subjekts systematisch-ontologisch schwierig genug erscheint, wird historisch-empiriologisch noch dadurch zusätzlich erschwert, daß ja die ganze von der Oberschicht im Verein mit dem Priesterkönig geübte Opferpraxis darauf abgestellt war, das andere Subjekt vom Erscheinen abzuhalten und in ein unbestimmtes Jenseits zu verdrängen. Auf den epiphanischen Mechanismus des Reichtums zurückzugreifen, um das andere Subjekt aus seinem Jenseits hervorzuholen und in eine Greifbarkeit zurückzubringen, in der die Konversion zu ihm, der Sprung hinüber auf seinen Standpunkt, leichter fiele, verbietet sich von selbst, da ja die Anerkennung des anderen Subjekts in der vollen Wahrheit seiner Negativität auch und wesentlich die Anerkennung der Selbstzurücknahme bedeutet, die der Reichtum in actu seiner epiphanischen Funktion vollzieht, die Einsicht in seine Abdankung als vermeintliches Konstitutiv des anderen Subjekts und seine Entlarvung als in Selbstverneinung begriffener Schein.

Angesichts der sozialkritisch pointierten – und das heißt, spezifisch gegen den Reichtum als aristokratische Sphäre gerichteten – halbwahren Negativität des dionysischen Herrn der Unterschicht, die ihr den Kult um die jenseitig wahren Herren des Reichtums, die Götter, verschlägt und diesen vielmehr in eine um Tod und Auferstehung jenes dithyrambischen Gegenspielers der Götter kreisende Veranstaltung verkehrt, beschließt die Oberschicht, der von allem Götterkult bloß kaschierten und unterdrückten vollen Wahrheit die Ehre zu geben und sich die Position des ex improviso des Opferreichtums als die wirkliche Identität der Götter erschienenen anderen Subjekts in seiner ganzen, keineswegs nur sozialkritisch-empiriologisch, sondern durchaus totalperspektivisch-ontologisch gewendeten Indifferenz und Negativität zu eigen zu machen. Sie faßt also den Beschluß, Beelzebub mit Luzifer, den gesellschaftssprengenden Herrn einer angeblich reichtumentzogen unmittelbaren Subsistenz mit dem das gesellschaftliche Sein zwar in toto entkräftenden, eben deshalb aber die gesellschaftliche Totalität als solche unangetastet lassenden Herrn einer vorweislich reichtumüberhoben absoluten Transzendenz auszutreiben. Die Position dieses in absoluter Transzendenz reichtumevokativ anderen Subjekts sich zu eigen machen, seine von unbedingter Indifferenz erfüllte Haltung teilen, auf seinen von unendlicher Negativität bestimmten Standpunkt sich stellen muß die Oberschicht, weil jede bloß passive Anerkennung des anderen Subjekts, jede ihm äußerlich bleibende einfache Affirmation der mit ihm offenbaren Wahrheit sie selber ja in eben der Lage verhielte, der seine vernichtende Indifferenz gilt, und sie also der vollen Entwirklichung und kompletten Entwertung aussetzte, die jene Indifferenz für die gesamte davon betroffene Sphäre bedeutet. Will die Oberschicht jener vom anderen Subjekt ausgehenden Irrealisierung und Disqualifizierung entrinnen, so muß sie mehr tun, als sich bloß seiner vernichtenden Wahrheit stellen, bloß dem Verdikt, das es über die Welt verhängt, Anerkennung zollen, darf sie also das andere Subjekt nicht einfach nur für wahr halten und akzeptieren, sondern muß sich mit ihm identifizieren, muß zu ihm konvertieren, muß, kurz, ihre Bereitschaft, ihm stattzugeben, mit der entschiedenen Absicht verknüpfen, zu ihm überzulaufen.

In einer Bewegung, die man als Musterfall einer Identifikation mit dem Aggressor bezeichnen könnte, wäre die Indifferenz des anderen Subjekts nicht so frei von aller Aggression, sein vernichtendes Auftreten nicht so bar jeder identifizierbaren Stoßrichtung, muß die Oberschicht die durch die nunmehr offenbare Wahrheit des anderen Subjekts Lügen gestrafte Sphäre einer reichtumbezüglichen Existenz, in der sie selber zuhause ist, fluchtartig räumen, um sich ans rettende Ufer jenes Wahrheit bedeutenden anderen Subjekts hinüberzuflüchten und seines ihr eigenes Dasein des Scheins überführenden salvierenden Seins teilhaftig zu werden. Indes ist dies leichter gesagt als getan, diese salvierende Konversionsabsicht leichter theoretisch vorgesetzt, als praktisch ausgeführt. Tatsächlich gehört ja die Oberschicht dieser Welt, die das in seiner Wahrheit aufgefaßte andere Subjekt zum Offenbarungseid ihrer Scheinhaftigkeit treibt, mit Haut und Haar an, ist sie diesem reichtumzentrierten Dasein, das kraft der absoluten Negativität seiner reichtumrevokativen Transzendenz das andere Subjekt entwirklicht und entwertet, mit all ihrem empirisch-reellen Sinnen und historisch-habituellen Trachten verhaftet. Und tatsächlich steht das andere Subjekt selbst dieser reichtumorientiert weltlichen Sphäre, in der die Oberschicht reell verhaftet und habituell befangen ist, unendlich fern, steht ihr so fern wie das transzendente Sein, als das es sich offenbart und in das es sich restituiert hat, dem immanenten Schein, den es durch seine Offenbarung als solchen bloßgestellt und destituiert hat, nur stehen kann. Und nicht nur in diesem systematisch-ontologischen Sinn eines Seins, das a priori seines transzendent-ursprünglichen Bestehens von allem a posteriori entstandenen, selbstinduziert-immanenten Irrweg und Schein nichts weiß und indifferent absieht, steht es der innerweltlichen Sphäre absolut fern, sondern uneinholbar distant verhält es sich zu ihr auch im historisch-empiriologischen Sinn eines Seins, das in der einzigen Form, in der es mit dem Schein noch in scheinbare Berührung kam, noch eine suggestive Gleichzeitigkeit mit dem Schein und spekulative Nähe zu ihm zu beweisen schien, in der Form nämlich seines ex improviso des Reichtums epiphanischen Auftretens, seines hier und jetzt Ereignis werdenden Erscheinens, längst schon aus der innerweltlichen Sphäre verschwunden und ihrem Kontext zur topischen Verhältnislosigkeit seines unerfahrbar transzendenten Bestehens entrückt ist.

Die Oberschicht selbst war es ja, die im Verein mit dem Priesterkönig dafür sorgte, daß in der letzten Ausprägung dieser Form von epiphanischer Gegenwart, in der es sich blicken ließ, in der Gestalt nämlich der ex improviso des Opferreichtums vor dem Altar erscheinenden wahren Identität der Götter, das andere Subjekt auf Nimmerwiedersehen von der Bildfläche verschwand. Sie war es, die dadurch, daß sie die Opferhandlung als ein auf die möglichst rasche Beseitigung der Opfergaben gerichtetes, kurzschlüssig abbreviiertes Ritual exekutierte, dem anderen Subjekt den Erscheinungsort nahm und seinem Auftreten kraft der lückenlosen Aufeinanderfolge von sakramentaler Darbringung und sakrifizieller Wegschaffung ein für allemal einen Riegel vorschob. Und nun, da die Penetranz des von der Unterschicht ins Spiel gebrachten dionysischen Wechselbalgs jener wahren Identität der Götter die Oberschicht veranlaßt, die letztere als solche anzuerkennen und damit dem ersteren seinen Anschein von Wahrheit zu verschlagen und den Prozeß seiner ebenso geborgten wie fiktiven Evidenz zu machen, und da zugleich aber die vernichtende Indifferenz jener wahren Identität die Oberschicht zwingt, ihr von dieser Indifferenz der Irrealisierung überantwortetes eigenes Dasein fluchtartig zu räumen und sich im Sinne einer regelrechten Konversion auf die Seite eben jener indifferent wahren Identität zu schlagen – nun also steht ihr die letztere als die ex improviso des Reichtums Gestalt annehmende epiphanische, als die hier und jetzt leibhaftig auftauchende partout nicht mehr zur Verfügung.

Stünde sie ihr noch als das epiphanisch gegenwärtige andere Subjekt, als das sie zum letzten Mal ex improviso des Opferreichtums in Erscheinung trat, zu Gebote, die als Seitenwechsel geforderte Identifizierung mit jener Identität behielte zwar für die Oberschicht allemal den kruzifikatorisch konversionshaften Charakter eines veritablen ontologischen Sprungs, eines in absoluter Diskretheit zu vollziehenden Übertritts aus dem einen Seinszustand in einen toto coelo anderen oder vielmehr aus einem Scheinzustand von Sein in den Zustand des Seins selbst, kurz, sie behielte für die Oberschicht die ganze initiationsförmig unendliche Härte einer um der Selbstfindung willen zu vollbringenden fundamentalen Selbstaufgabe, eines dem Eintritt in die wahre Identität des einen Seins vorausgehenden, ebenso rückhalt- wie rücksichtslosen Austritts aus der falschen Kontinuität des eigenen Daseins. Aber weil das, wozu als zur toto coelo anderen Identität die Oberschicht überzutreten, wozu sie in absoluter Diskretheit zu konvertieren hätte, immerhin doch hier und jetzt präsent, in eben dem falschen Dasein, aus dem es rücksichtslos herausführen und mit dem es rückhaltlos Schluß machen sollte, bereits szenisch sichtbar und epiphanisch da wäre, vollzöge sich der dem historischen Inhalt nach absolut diskrete Übertritt tatsächlich als ein seiner empirischen Form nach relativ kontinuierlicher Übergang und hätte der als ontologischer Sprung ausgemachte Seinswechsel ebensowohl die annehmlich äußere Gestalt einer im topologischen Aufriß vorstellbaren Zustandsveränderung. Die zur Identifizierung mit der qua anderes Subjekt wahren Identität der Götter aufgerufene Oberschicht müßte zwar ihr ganzes bisheriges reichtumzentriertes Dasein der Negativität eines neuen Selbst preisgeben, aber dies tuend, hätte sie eben das neue Selbst schon vor Augen und könnte insofern quasi bruchlos ihre gegen das eigene Dasein gewendete Negativität aus der Positivität dessen heraus üben, der in ersichtlicher Wahrheit das andere Sein schon so gut wie ist, könnte aus dem bisherigen Kontinuum mit der Zuversicht dessen herausspringen, den vom neuen, das bisherige Kontinuum als haltloses Blendwerk entlarvenden Halt nur eben dieser eine beherzte Sprung trennt. Während sie sich von dem vermeintlich festen, kraft der Wahrheit des anderen Subjekts indes als Truggebilde entlarvten Boden ihres reichtumorientierten Daseins löste, um ihre Zuflucht zu eben dieser im anderen Subjekt gestaltgewordenen Wahrheit zu nehmen, fixierte sie bereits ihren Flucht- und Zielpunkt und gliche insofern dem Akrobaten, der seinen als todesmutiger Sprung offenbaren Positionswechsel zwar ohne Netz und im freien Fall, immerhin aber zwischen den klar definierten Punkten zweier, in die topische Einheit der Zirkuskuppel gebannter Trapeze vollzieht.

Genau allerdings von solch zielbestimmter Orientierung oder fluchtperspektivischer Absicherung der als ein ontologischer Sprung der Oberschicht abgeforderten Identifizierung mit dem anderen Subjekt kann wegen des kategorischen Ausschlusses des letzteren aus dem Kontinuum der theokratischen Gesellschaft im allgemeinen und ihrem opferkultlichen Szenarium im besonderen, für den mittels ritueller Abbreviatur der Opferhandlung Priesterkönig und Oberschicht schon seit langem sorgen, keine Rede sein. Weil durch ihre eigenen, zum sakrosankten Ritual verschliffenen opferkultlichen Manipulationen das andere Subjekt ein für allemal aus jeder epiphanischen Präsenz vertrieben und in die uneinholbar apriorische Absenz seines allen innerweltlichen Scheins überhobenen ursprünglichen Seins entschwunden ist, bedeutet dem Anschein nach für die Oberschicht die geforderte Identifizierung mit der im anderen Subjekt anerkannten wahren Identität, sich die Negativität des anderen Subjekts zu eigen zu machen, ohne es selbst dabei vor Augen, geschweige denn an ihm selbst eine Orientierung, einen prospektiven Halt zu haben. Sich auf den Standpunkt des anderen Subjekts zu stellen, zu seiner wahren Identität zu konvertieren, bedeutet mithin für die Oberschicht, der Gesamtheit des eigenen, innerweltlichen Daseins den Laufpaß zu geben, der bisherigen reichtumzentrierten Perspektive in toto mit unbedingter Indifferenz zu begegnen, sich aus allen gewohnten Lebensverhältnissen nachdrücklich zu lösen, ohne deshalb doch dem bestimmenden Motiv und identifikatorisch guten Grund für den Abschied vom gewohnten Leben im entferntesten näherzutreten, ohne die mindeste Aussicht also, in actu der Loslösung vom eigenen Dasein jenes für die Loslösung maßgebenden anderen Subjektseins teilhaftig zu werden. Während die Oberschicht einerseits die Bedingung für den Übertritt zum anderen Subjekt als wahrer Identität erfüllt und gegen die innerweltliche Sphäre die vom anderen Subjekt ihr bewiesene Negativität auf der ganzen Linie der eigenen gewohnheitsmäßigen Einlassung in sie übt und zur Geltung bringt, bleibt ihr andererseits aber der Lohn dafür, eben der tatsächliche Übertritt zu dem die Negativität beweisenden positiv anderen Subjekt, wegen dessen unüberbrückbarer Transzendenz versagt, so daß sie, ihrem bisherigen immanenten Dasein unwiderruflich entfremdet, zugleich aber dem jene Entfremdung erwirkenden transzendent anderen Selbstsein unüberbrückbar fern, sich wie im freien Fall ausgesetzt, wie zwischen Baum und Borke suspendiert vorkommen muß. Unter dem Gesichtspunkt des ihrer Konversion gesteckten Ziel- und Haltepunkts, der wegen seiner wesentlichen Absenz zwar als ein ihre Ablösung vom alten Haben besorgendes Scheidemittel in Betracht kommt, nicht hingegen als die den neuen Sollzustand verkörpernde verbindliche Identität zur Verfügung steht, droht, mit anderen Worten, der Oberschicht der ihr qua Identifizierung abverlangte qualitative Sprung zu einem Sprung ins Nichts zu geraten – ins Nichts jener unabsehbaren Negativität, die zwar dazu taugt, die Oberschicht von ihrem als Schein entlarvten gewohnten Dasein ab- und zu sich herüberzuziehen, nicht hingegen geeignet ist, die Konvertitin in das wahre Sein, kraft dessen sie deren gewohntes Dasein als Schein entlarvt, hinübergelangen und Eingang finden zu lassen.

Wie könnte wohl dieser Sprung ins Nichts, dieser Sturz ins Offene und Unbegrenzte einer vom schwankenden Gegenstand der Verwerfung, vom verworfenen Schein und vom festen Grund der Verwerfung, vom verwerfenden Sein, gleich weit entfernten Negativität die Oberschicht als Ergebnis ihrer Konversion zufriedenstellen? Wie könnte sie akzeptabel finden, daß der identifizierende Standpunkt, auf den sie sich hiermit gestellt sieht, nichts als die standpunktlose Schwebe sein soll, in die das rein negative Tun der Ablösung von allem bisherigen Dasein sie versetzt und in der die rein negative Bewegung einer von aller bisherigen Identität gewahrten Entfremdung sie hält? Was gäbe sie nicht darum, wenn sie jenem Negativität erzeugenden Standpunkt die Leibhaftigkeit und Personalität der früheren epiphanischen Präsenz revindizieren und damit ihrer Identifizierung mit ihm die Positivität einer durch Selbstanschauung orientierten Selbstfindung, durch Selbstwahrnehmung kontrollierten Selbstwerdung verleihen könnte. Daran indes, daß die Oberschicht das von ihr durch Präzipitation der Opferhandlung aus dem sakrifiziellen Zusammenhang ausgeschlossene und in die uneinholbare Transzendenz seines apriorischen Seins abgewiesene andere Subjekt aus eigener Kraft in die innerweltliche Gegenwart zurück- und dort wieder zur Erscheinung bringt – daran ist schlechterdings nicht zu denken. Um das tun zu können, müßte sie sich ja eben des epiphanischen Mechanismus bedienen, den ihre Anerkennung des durch ihn zur Erscheinung kommenden anderen Subjekts in der vollen Wahrheit, in der es erscheint, doch vielmehr ein für allemal außer Kraft gesetzt hat. Sie müßte jenes Opferreichtumsszenarium, jenes Darbringungsmedium wieder in Betrieb nehmen, ex improviso dessen das andere Subjekt zuletzt erschien, aber in Wahrheit – der Wahrheit, die sie jetzt anerkennt – nur erschien, um sich über seinen Erscheinungsort, jenes Reichtumsmedium, als über eine ontologisch radikal irrealisierte Sphäre, einen historiologisch total entwerteten Schein indifferent zu erheben und negativistisch hinwegzusetzen. Die Oberschicht müßte, mit anderen Worten, dem in der unbedingten Indifferenz und absoluten Negativität, in der es erscheint, offenbaren Sinn des anderen Subjekts diametral zuwiderhandeln, müßte sich gegen ihre nunmehr erklärte Einsicht vergehen, daß dieses auf offener Reichtumsszene ex improviso auftretende andere Subjekt nichts als ein in seinem ursprünglichen Sein reaffirmiertes Subjekt im anteriorischen Vorhinein jeglichen Reichtumsszenariums ist, nichts als ein Subjekt, dessen apriorische Wahrheit oder uranfänglich bleibende Wirklichkeit der ganzen, durch den Reichtumbezug bestimmten gesellschaftlichen Inszenierung und historischen Aufführung das vernichtende Zeugnis einer halluzinatorischen Fehlleistung, eines ebenso sinn- wie ziellosen und deshalb in kreisläufiger Selbstvereitelung in sich zurückkehrenden Irr- und Umwegs ausstellt. Bediente sich die Oberschicht des Reichtums als eines neuerlichen Erscheinungsmediums für das andere Subjekt, nähme sie ihn qua Opferreichtum abermals in Anspruch, um dem anderen Subjekt zur früheren und früher gefürchteten epiphanischen Präsenz zu verhelfen, sie unterstellte ihm eine konstitutive Bedeutung, mutete ihm eine initiative Rolle zu, die ihm erklärtermaßen nicht zukäme und der er nämlich ex cathedra der ihm selbst gegenüber absolut revokativen Negativität des von ihm in die Epiphanie gerufenen anderen Subjekts oft genug abgeschworen hätte.

Was dem Reichtum in seiner anfänglichen Eigenschaft eines unversehens ausgefällten subsistentiellen Überschusses und dann später in seiner Funktion einer aufs Geratewohl dargebrachten sakramentalen Gabe an die Götter vielmehr bloß zukam, war jene mühsam genug in ihrer Eigenart auskultierte paradoxe Konstitutionstätigkeit, die in dem Maß, wie das durch sie Konstituierte als das in Wahrheit einfach nur in integrum seines ursprünglichen Seins Restituierte, als das in Wirklichkeit einzig und allein in pristinum seines uranfänglichen Bestehens Reduzierte erkennbar wurde, auf eine Revokation ihrer selbst hinauslief und das heißt, darin aufging, sich im Resultat ihres Vollbringens in aller Form als solche, als konstitutives Tun, zurückzunehmen. Weil das ex improviso des initiativen Reichtums erscheinende andere Subjekt die Indifferenz und Negativität, in der es erschien, auch und gerade gegen seinen Erscheinungsort, den Reichtum selbst, bewies, und weil dieses auf den ersten Blick widersinnige Verhalten einen Sinn überhaupt nur unter der Bedingung gewann, daß es sich bei jenem epiphanischen Ereignis statt um das progressive Hervorgehen eines im Schoß des Gegebenen bislang verborgenen, positiv entspringenden neuen Seins vielmehr bloß um das revokative Zurückkehren eines durch den Schein des Gegebenen bislang verstellten, restitutiv ursprünglichen alten Seins handelte, stellte sich der ex improviso des Reichtums scheinbar initiative Vorgang und konstitutive Prozeß als ein in Wahrheit bloß präsentativer Regreß oder monstrativer Konkurs heraus – präsentativ in dem Verstand, daß der Reichtum sich in Gestalt des Konstituierten die vernichtende Quittung seiner eigenen unbedingten Überflüssigkeit präsentierte, monstrativ in der Weise, daß er im Moment des Initiierten den sonnenklaren Beweis seiner eigenen absoluten Nichtigkeit erbrachte. Ein Sein in die Welt setzend, das ex actu seines unendlich indifferenten Auftretens mit der Welt historiologisch kurzen Prozeß machte und zwischen ihr und sich selbst die ontologische Kluft eines sie zum aposteriorischen Vergehen oder halluzinatorischen Irrweg erklärenden apriorischen Bestehens und kategorischen Standpunkts aufbrechen ließ, ließ das Reichtumsszenarium seine auf jenes Sein gerichtete Setzungstätigkeit ebensowohl als eine gegen ihren Urheber sich kehrende Selbstverneinungsaktion erkennbar werden und gab in dem Maß, wie es dem ersteren die Ehre gab, zu verstehen, daß dessen Auftritt nicht konstruktiv auf Grund, sondern im Gegenteil refutativ auf Kosten der Welt des Reichtums zustande kam, das heißt, eine nicht als aus ihrer Bedingung sich folgerichtig ergebende und zu ihr wie die Wirkung zur Ursache sich verhaltende allzeit objektive Konsequenz, sondern als ein über seine Voraussetzung paradox sich erhebendes und von ihr wie das selbstevident Wahre vom selbstverräterisch Falschen sich lösendes ein für allemal revokatives Resultat Gestalt annahm.

Solange die Stammesgemeinschaft der mythologischen Zeit und späterhin dann die Opfergemeinde der theokratischen Gesellschaft vor dieser im epiphanischen anderen Subjekt Gestalt werdenden revokativ vernichtenden Wahrheit über die Welt des Reichtums die Augen verschlossen und sich beeilten, die erscheinende Wahrheit sei's mit mythologischen Mitteln der von ihm des Irrealis überführten Welt des Reichtums als integrales Moment zu assimilieren, sei's mit sakrifiziellem Zeremoniell aus dieser Welt des Reichtums als einen inakzeptablen Fremdkörper zu eskamotieren, konnte allerdings das Reichtumsszenarium seine scheinbar konstitutive Tätigkeit immer aufs neue entfalten und stand insofern jener epiphanische Mechanismus Stammesgemeinschaft und Opfergemeinde stets wieder neu zu Gebote. Oder vielmehr stand er ihnen nicht zu Gebote, sondern stellte sich spontan wieder ein, so oft die von ihnen durch Vereinnahmung oder Verdrängung beiseite geschaffte Wahrheit Gelegenheit erhielt, ex improviso eines sich selbst überlassenen und prompt die alte monstrative Dynamik beweisenden Reichtumsszenariums abermals auf den Plan zu treten. Weil sie die im anderen Subjekt ihnen vom Reichtum selbst mit scheinkonstitutiver Kraft präsentierte vernichtende Quittung für ihr reichtumzentriertes Beginnen nicht akzeptierten, sondern nach Möglichkeit rasch von der Bildfläche verschwinden ließen, konnte es geschehen, daß sie den Reichtum im Zuge seiner sei's nachfestlichen Neuschöpfung, sei's opferkultlichen Darbringung immer aufs neue in jene improvisatorisch-monstrative Position brachten, in der er ihnen, die von seinem im anderen Subjekt bestehenden selbstrevokativen Offenbarungseid zuvor partout nichts hatten wissen wollen, die eben darin ihrem reichtumfixierten Tun ausgestellte vernichtende Quittung immer wieder neu und immer gleich überraschend vorlegen konnte. Jetzt aber, da unter dem Eindruck des dionysischen Gegenspielers der Götter und der mit ihm sozialkritisch von der Unterschicht vorgebrachten Halbwahrheit die Oberschicht von ihrer opfergemeindlichen Verdrängungstätigkeit Abstand genommen und die ihr im Opfer sich präsentierende Quittung akzeptiert hat, will heißen, die qua anderes Subjekt offenbare volle Wahrheit über die Welt des Reichtums in ihrem Bewußtsein hat Geltung gewinnen lassen – wie könnte jetzt wohl das Reichtumsszenarium noch einmal in jene alte Position einer unwillkürlich epiphanischen Monstranz gelangen, noch einmal die frühere Bedeutung eines im eigenen Offenbarungseid das andere Subjekt zur Erscheinung bringenden scheinkonstitutiven Präsentationsmediums hervorkehren?

Damit der Reichtum die alte Position wieder einnehmen und die frühere epiphanische Präsentationsleistung neu erbringen könnte, müßte die Oberschicht ja erst einmal ihr gehabtes affirmatives Verhältnis zu ihm wiedergewinnen, ihn als in der vorherigen Positivität eines zum improvisatorischen Erscheinungsmedium taugenden realen Guts und finalen Objekts sich retablieren lassen können. Genau in dieser Eigenschaft aber hat den Reichtum die von ihm präsentierte vernichtende Wahrheit des anderen Subjekts ja ein für allemal ausgehebelt. Was in der vernichtenden Wahrheit, in der sie es nunmehr zur Kenntnis nimmt, das andere Subjekt der Oberschicht über den Reichtum, ex improviso dessen es ihr erscheint, kundtut, ist ja dessen von aller Gediegenheit und finalen Realität himmelweit entfernte historiologische Unwirklichkeit und ontologische Scheinhaftigkeit, ist dies, daß a priori der Wahrheit, die er monstriert hat, er, der Reichtum selbst, aller konstitutiven Bedeutung inskünftig bar und in der Tat nichts weiter mehr ist als eine vom uranfänglichen Sein des anderen Subjekts ziellos abführende nichtssagende Illusion, eine von seiner ursprünglichen Geschichte zeitlos abfallende halluzinatorische Verirrung. Und was das in seiner Wahrheit geschaute andere Subjekt deshalb von der Oberschicht, die zu ihm seine Zuflucht nehmen, zu ihm konvertieren will, verlangt, ist Abkehr vom Reichtum, Aufgabe der ganzen zum Reichtumsszenarium verlaufenden, innerweltlich illusorischen Perspektive, der sie bis dahin angehangen hat. Weil das andere Subjekt als die ex improviso des Opferreichtums offenbare apriorische Wahrheit der Götter mit eben diesem Opferreichtum als der pars pro toto dessen, was der Oberschicht der opferkultlichen Gesellschaft bis dahin wirklich und wert ist, partout nichts anfangen kann und mit der Radikalität ontologischer Indifferenz bricht, ist für die um Identifizierung mit dem anderen Subjekt bemühte Oberschicht selbst der als Umwertung aller Werte durchgesetzte ontologische Bruch mit dem Reichtum und seine unbedingte Verachtung oberstes Gebot. Wie könnte da nun wohl die Oberschicht nur deshalb, weil sie feststellen muß, daß wegen der durch ihre eigene sakrifizielle Verdrängungsleistung bewirkten systematischen Abwesenheit und epiphanielosen Transzendenz des anderen Subjekts die Bedingungen für eine solche Identifizierung mit ihm ausnehmend schlecht sind, auf jenen der Verachtung preisgegebenen und als illusionäres Gebilde abgetanen Reichtum als auf ein nichtsdestoweniger probates Mittel rekurrieren, das andere Subjekt durch seine erneute epiphanische Vergegenwärtigung in eine für die Identifizierung mit ihm wenn schon nicht systematisch geeignetere Verfassung, so jedenfalls doch topisch günstigere Position zu bringen? Was könnte krasser widersprüchlich sein als ein Versuch der Oberschicht, eben das Reichtumsszenarium, aus dem als aus einer bloßen Kulisse, einem schieren theatralischen Schein sie um des konversionshaften Übertritts in das als wahrer historischer Anfang wirkliche Sein des anderen Subjekts herausspringen müßte, zugleich doch als Grundlage für eine Verbesserung der Konversionsbedingungen nutzbar zu machen und mithin als Vehikel für eine Erleichterung des Übertritts in Anspruch zu nehmen?

Den Standpunkt des anderen Subjekts einzunehmen bedeutet für die Oberschicht, den Sprung ins absolut Ungewisse, ins Nichts, zu wagen. Aber welche Chance hat die Oberschicht eigentlich, daß sich ihr das Nichts als das Sein des anderen Subjekts erschließt, ausgerechnet ihr, der mit Haut und Haar in die Reichtumsphäre Involvierten, der Hauptvertreterin und zentralen Trägerin des dem Abfall vom Sein des anderen Subjekts entspringenden Scheins? Indes eröffnet eben dies, daß die Oberschicht beim Abfall vom apriorischen Sein und bei der Entfaltung der Welt der Erscheinungen quasi in der Rolle des handelnden Subjekts und transzendentalen Urhebers firmiert, einen unverhofften Bezug zum apriorischen Sein, da ja als dies den Abfall vollziehende urheberschaftliche Subjekt die Oberschicht ebensowohl als vom apriorischen Sein herkommend, als im janusköpfigen Anfang seiner Abfallbewegung Subjekt jenes Seins, bestimmt ist. Fragt sich nur, wie es über die ganze Abfallgeschichte hinweg zu jenem Sein zurückfinden soll, das ja nicht bloß durch das factum der Geschichte in eine archaische Ferne entrückt, sondern mehr noch durch das brutum des Abfalls in die ontologische Differenz entschwunden erscheint.

Demnach steht fest, daß es der Oberschicht partout nicht gegeben ist, jenes wahre Sein, mit dem sie sich identifizieren soll und das sie einst selber durch opferkultliche Ritualisierung in die Verborgenheit einer erscheinungslosen Transzendenz zurückgestoßen hat, mit den alten epiphanischen Reichtumsmitteln aus solcher Transzendenz wieder hervorzuholen, um ihm eine der Identifikation mit ihm zuträglichere innerweltliche Gegenwart zu verleihen. Fest steht, daß die gesamte innerweltliche Sphäre mitsamt dem sie determinierenden Reichtum nurmehr dazu taugt, sich über sie zu erheben und ihr mit der gleichen Verachtung oder vielmehr Nichtachtung zu begegnen, die ihr vormals bei seinen epiphanischen Auftritten das andere Subjekt, die abwesende Identifikationsfigur und Konversionsinstanz, bezeigte. Und fest scheint mithin auch zu stehen, daß für die Oberschicht kein Weg an der bitteren Notwendigkeit vorbeiführt, sich mit dem anderen Subjekt in dessen erscheinungsloser Abwesenheit oder gegenwartsloser Jenseitigkeit zu identifizieren und also den geforderten ontologischen Sprung in der beschriebenen Weise schierer Selbstüberhebung, eines Sprungs in die nichts als Indifferenz gegenüber dem eigenen Dasein beweisende und keinerlei positiver Bestimmung teilhaftige Schwebe eines ins schlecht Unendliche freien Falles zu machen. Befangen in der Totalität ihrer innerweltlichen Reichtumssphäre, die durch das im anderen Subjekt Gestalt gewordene wahre Sein als illusorischer Abfall und irrweghafter Schein entlarvt ist, sieht sich im Bemühen um die Identifikation mit jenem wahren Sein die Oberschicht gezwungen, auf den bloßen Kredit des in seiner absoluten Jenseitigkeit verhaltenen letzteren hin mit der ersteren in toto zu brechen, sie in genere zu verwerfen, und darauf zu hoffen – beileibe nicht zu vertrauen, geschweige denn zu bauen; ganz im Gegenteil! – daß in dem Nichts, in das sie sich damit Hals über Kopf hineinstürzt, der rettende Halt jener anderen wahren Identität ihrer harrt. Einer Totalität des immanenten Scheins, einer Erscheinungswelt ausgeliefert, aus der sie rückhaltlos ausbrechen und mit der sie rücksichtslos reinen Tisch machen muß, um der Identität des als transzendente Wirklichkeit wahren Seins teilhaftig werden zu können, sieht sich die Oberschicht gezwungen, in todessprunggewaltigster Manier das Sein, zu dem sie konvertiert, auf absolut nichts zu gründen, eine Konsequenz zu ziehen, die sie in keiner Weise als konsekutives Verhältnis wahrzunehmen vermag, unter einer Prämisse zu agieren, deren Gegebenheit erst der aus ihr zu folgernde Schlußsatz zu erweisen verspricht.

Aber kann so die Oberschicht eigentlich verfahren? Ist nicht dieser zum Satz ins Ungewisse einer orientierungslos allumfänglichen Negativität topologisch prolongierte und insofern in seiner ganzen Tragweite oder vielmehr Fallhöhe offenbare ontologische Sprung, zu dem sich die Konvertitin bereitfinden muß, zuviel des Guten oder, genauer gesagt, jenes Zuviel des Schlimmen, das ihr alle Sprungkraft rauben und sie an der Möglichkeit einer Identifizierung mit dem anderen Subjekt überhaupt verzweifeln lassen muß? Welche Chance hat sie denn, daß in dem Nichts an eigenem Dasein, in das sie hinausspringt, das andere Subjekt, das dieses Nichts verfügt, in der Positivität seines identischen Seins auf sie wartet und sie auffängt? Ist sie nicht mit Haut und Haar zu Hause, mit Leib und Seele befangen in dem durch die Indifferenz des anderen Subjekts in den Offenbarungseid seiner Irrealität und Nichtigkeit getriebenen eigenen Dasein? Warum sollte wohl sie, die Oberschicht, sich aus dem Konkurs der Reichtumperspektive und innerweltlichen Sphäre, die ihr eigenes Dasein ist, herausretten können? In den Konkurs geht ja, wie oft genug ausgeführt, der Reichtum, der das toto coelo andere, absolut indifferente Subjekt, das ex improviso seiner erscheint, als ein von aller scheinbaren Konsequenzhaftigkeit und Konstituiertheit himmelweit entferntes apriorisches Sein und restituiert ursprüngliches Prinzip monstriert und der angesichts dieses als absoluter Anfang restituierten Seins sich selbst und alles, was zu ihm gehört, als ebenso absolut überflüssig entlarvt und ins Abseits einer folgenlosesten Nichtigkeit manövriert. Indem der Reichtum ex improviso seiner Erzeugung ein im anderen Subjekt bestehendes Ergebnis zeitigt, das Resultat im vernichtend paradoxen Sinn einer restitutio in integrum, eines Rücksprungs in ein aller Reichtumsentwicklung je schon anteriorisch vorausliegendes und aus ihr sich ebenso unvermittelt wie unverändert wiederherstellendes Sein ist, verschlägt dies einfach nur wiederkehrende Sein ihm, dem Reichtum, mitsamt der ganzen auf ihn gerichteten Perspektive jede Qualität einer ontologisch realen Voraussetzung oder historiologisch konstitutiven Bedingung und überführt ihn der Irrealität und Bedeutungslosigkeit eines zu nichts als zur Selbstzurücknahme tauglichen abwegigen Zirkels und halluzinatorischen Intermezzos.

Warum sollte nun sie, die Oberschicht, als die Hauptträgerin der Reichtumsperspektive und Hauptverantwortliche für den zu ihrer Erfüllung angestrengten Reichtumerzeugungsprozeß, von dieser im anderen Subjekt gleichermaßen Gestalt und Ereignis gewordenen, perspektivisch umfassenden Selbstzurücknahme des Reichtums verschont bleiben? Warum sollte ausgerechnet sie, das handelnde Subjekt und in der Nachfolge von Stammesgemeinschaft und Opfergemeinde gesellschaftliche Treibmittel der Reichtumsentwicklung, beim Rücksprung an den ex improviso des entwickelten Reichtums selbst offenbaren Punkt jenes ihren Prozeß ad absurdum eines illusorischen Leerlaufs und phantasmagorischen Scheiterns führenden unentwickelt anteriorischen Anfangs von diesem Konkurs der Entwicklung verschont bleiben und gar imstande sein, sich über den Konkurs zu erheben und im Konversionsakt auf den Standpunkt jenes a priori verfehlten und zur Entwicklung wie Sein zum Schein sich verhaltenden Anfangs zu stellen? Was sollte ihr, der in Fortsetzung der Rolle von Stammesgemeinschaft und Opfergemeinde voll verantwortlichen Trägerin der Reichtumsperspektive und gänzlich involvierten Betreiberin des die Perspektive realisierenden gesellschaftlichen Prozesses wohl erlauben, am Ende des Zirkels, den der Prozeß beschreibt, dort also, wo der Prozeß ex improviso seines Produkts an seinen Ausgangspunkt zurückspringt und sich ex cathedra jenes unverändert seienden Ausgangspunkts als eine in toto überflüssige Motion, als einen bloß scheinbaren und zuletzt nichts als seiner Scheinbarkeit sich überführenden Fortgang entlarvt, aus diesem konkursiven Zirkel auszuscheren und im ontologischen Sprung auf den festen Boden jenes jenseits des scheinhaften Zirkels als ursprüngliches Sein perennierenden Ausgangspunkts hinüberzuwechseln? Wer oder was könnte es überhaupt sein, der oder das dem Konkurs da entränne und per Identifikation mit dem anderen Subjekt ins ursprünglich bleibende Sein hinübergelangte, da ja doch sie, die Oberschicht, nicht nur, wie oben festgestellt, ihr gesamtes reales Tun und Ergehen, ihr habituell materiales Dasein, sondern mehr noch, wie eben bemerkt, ihr ganzes personales Sein und Bestehen, ihre prinzipiell formale Identität, in jenem konkursiven Zirkel begriffen und insofern an dessen Schicksal gebunden findet? Wer oder was bleibt von ihr, der an der Reichtumsperspektive nicht nur ihren objektiven Inhalt, ihren Bestand, sondern mehr noch ihre aktive Erfüllung, den Verstand ihres Daseins habenden Oberschicht, nach der historiologischen Vereitelung und ontologischen Revokation dieser Perspektive durchs anteriorische Sein des anderen Subjekts überhaupt übrig für den Vollzug der als ontologischer Sprung vorgestellten Konversion zu jenem anteriorischen Sein? Besteht die Crux des der Oberschicht abgeforderten ontologischen Sprungs tatsächlich, wie oben suggeriert, nur darin, daß er in Abwesenheit des Zielpunkts der Konversion zu einem Sprung ins Nichts gerät, und ist er nicht vielmehr bereits dadurch zum Scheitern verurteilt, daß von der Oberschicht nach Abzug ihres reichtumbezüglichen Daseins und Wirkens überhaupt nichts bleibt, das noch springen könnte?

Eben diese provokativ reduktionistische, die Oberschicht mit Leib und Seele auf ihr innerweltliches Sein und Beginnen reduzierende Formulierung indes läßt, näher besehen, deutlich werden, daß der Vorstellung eines dem innerweltlich illusorischen Zirkel und dessen Konkurs sich entziehenden und zur Identifikation mit dem wahren Sein des transzendent anderen Subjekts bereiten immanenten Subjektmoments am Ende doch eine Denkbarkeit eignet. Und zwar ist das, was ein solches Entrinnen aus dem Zirkel denkbar werden läßt, paradoxerweise jene gerade noch als Beweis für die unentrinnbare Involviertheit der Oberschicht in ihr innerweltliches Dasein geltend gemachte Urheber- und Trägerschaft, die sie als Erbin von Stammesgemeinschaft und Opfergemeinde im Blick auf die ganze reichtumbezügliche Perspektive und Prozessualität wahrnimmt. Wenn nämlich die Oberschicht tatsächlich das gesellschaftliche Subjekt kontinuiert, das ab initio handelndes Subjekt und seit Stammesgemeinschaftszeiten die Reichtumsperspektive betreibender Intendant ist, und wenn sie also in dieser Eigenschaft eines intentionalen Stifters und motivationalen Trägers wirklich dem ganzen, im Resultat sich selber ad absurdum einer bloßen Scheinbewegung führenden Reichtumbildungsprozeß initiativ vorsteht und von Anfang an Bahn bricht, so verleiht ihr diese urheber- und trägerschaftliche Funktion zwangsläufig die janusköpfige Bedeutung, einerseits zwar dasjenige zu sein, was sich in jener Scheinbewegung selbstidentifikatorisch dingfest macht und zur Gänze in ihr aufgeht, andererseits aber auch dasjenige darzustellen, was, um in der Scheinbewegung begriffen zu sein, erst einmal von dem anteriorischen Sein, das ihr als das in ontologischer Differenz andere Sein vorausliegt, sich hat losreißen und seinen Ausgang hat nehmen müssen. Als das transzendentale Subjekt, das motivationale A und O eines reichtumorientierten Prozesses, der sich ex improviso des erzielten Reichtums als eine vor dem apriorischen Seinszustand und absoluten Bestehen des anderen Subjekts offenbare kreisläufige Abfallgeschichte oder sinnlose Fehlhandlung zu erkennen gibt, ist die Oberschicht ebenso gewiß, wie sie kraft ihrer Kontinuität mit Stammesgemeinschaft und Opfergemeinde als der historische Träger dieser Abfallgeschichte und als das handelnde Subjekt dieser Fehlhandlung definiert ist, auch als dasjenige anzusehen, was, um Träger der Abfallgeschichte zu werden, vom apriorischen Standpunkt des anderen Subjekts hat Abstand nehmen, von seinem absoluten Bestehen hat abfallen müssen – kurz, sie ist als der aus dem Seinszustand des sichselbstgleich anderen Subjekts in die Scheinbewegung des reichtumorientiert handelnden Subjekts übergewechselte Apostat bestimmt.

So wahr die als gleichermaßen motivationaler Urheber und transzendentaler Erhalter der Geschichte gesellschaftlichen Reichtums perennierende Oberschicht jetzt mit Leib und Seele in den phänomenalen Irrtum verstrickt ist, als der sich die Reichtumsgeschichte im revokativen Resultat ihres Konkurses vor dem a priori anderen Subjekt herausstellt, so wahr ist sie in diese transzendentale Funktion eines historischen Subjekts, in diese apperzeptionelle Irrtumsverfallenheit einst durch Abtrünnigkeit vom apriorischen Standpunkt jenes im konkursiven Resultat der ganzen Geschichte ebenso unverändert fortbestehenden wie unvermittelt wiederkehrenden anderen Subjekts gelangt und war sie, mit anderen Worten, ursprünglich in der Selbigkeit und Beständigkeit jenes im anteriorischen Jenseits zu dem prozessualen Schein, in dem sie seitdem sich umtreibt, bleibenden wahren Seins befaßt. Ehe das in der Oberschicht kontinuierte gesellschaftliche Subjekt sich an den reichtumsorientierten Prozeß verlor, den das ex improviso des Prozeßergebnisses auftauchende anteriorische Sein des negativitätserfüllt anderen Subjekts als eine sich selbst revozierende halluzinatorische Abschweifung und zirkelhafte Fehlleistung offenbart, war mithin dies gesellschaftliche Subjekt in ursprünglicher Identität mit jenem anteriorischen Sein, in uranfänglicher Kontinuität mit seinem apriorischen Bestehen – nur daß es die Ursprünglichkeit nicht im Sinne eines Fortgangs im bleibenden Sein selbst, sondern im Unverstand eines Entspringens zur Scheinbewegung des Reichtumbildungsprozesses nutzte und vielmehr verriet, die Uranfänglichkeit nicht als den Ausgangspunkt oder Auftakt für eine beständige Entwicklung des Anfangs selbst, sondern als das Ausfalltor oder Signal zu einer zirkelhaft halluzinatorischen Suche nach eben jenem eingangs der Suche verlorenen Anfang wahrnahm und vielmehr preisgab. So gesehen eignet also dem qua Oberschicht kontinuierten transzendentalen Subjekt der vor dem anderen Subjekt vor den Fall seiner Irrealität und Vergeblichkeit kommenden reichtumorientierten Geschichte tatsächlich ein diese Geschichte transzendierendes Moment, geht es tatsächlich in der zirkelhaft selbstrevokativen Scheinbewegung dieser Geschichte nicht völlig auf, ragt es tatsächlich mit jenem urtümlichen Moment, das nichts anderes als der ursprüngliche Moment seiner Abtrünnigkeit vom wahren Sein des anderen Subjekts und Verirrung in die Scheinbewegung der von ihm als transzendentalem Subjekt konstituierten Geschichte ist, aus dem Schein heraus.

Daß aber dieses Moment eines Nichtaufgehens im Zirkel, dieser Augenblick des Herausragens aus dem Schein der Oberschicht die Möglichkeit eines Entrinnens aus dem Konkurs des Zirkels, die Chance zu einer Rückkehr ins anteriorische Sein sollte bedeuten können, ist nicht ohne weiteres zu erkennen. Schließlich ist dieses Moment von Identität mit dem anteriorischen Sein kein gegenwärtiger Fall, sondern ein vergangener Zustand: Das in der Oberschicht kontinuierte transzendental historische Subjekt ist nicht praesenti casu oder in actu seiner Geschichte mit dem transzendent anderen Subjekt verbunden, sondern bloß modo praeterito oder ab ovo seiner Geschichte mit ihm liiert. Jenes Moment von Zugehörigkeit zum ursprünglich wahren Sein des anderen Subjekts hat das in der Oberschicht verkörperte historische Subjekt ja durch sein Historischwerden ebenso ursprünglich aufgegeben beziehungsweise ad acta der unerreichbaren Modalität eines am Anfang der Geschichte abgeschlossenen Vorlebens gelegt. Wie sollte es da nun, nachdem die Geschichte vor dem ex improviso ihres eigenen Resultats sich restituierenden wahren Sein des anderen Subjekts in den Konkurs ihrer offenbaren Aussichts- und Sinnlosigkeit gegangen ist, auf jenes Moment von ursprünglicher Seinshaftigkeit sich berufen, sich beziehen, gar zurückkommen können? Wie sollte es nun, nachdem es längst und in der Tat ab initio seiner Geschichte gegen jenes urtümliche Sein, das es vormals war, sich ebenso lang und breit vergangen wie kurz und bündig entschieden hat, in solch Präteritum sich zurückversetzen oder letzteres vielmehr in die zirkelsprengende Präsenz der repristiniert eigenen und eigentlichen Identität zurückrufen können?

Zumal es ja doch die am Ende der Geschichte ausgewiesene und nämlich durch den resultativen Konkurs der Geschichte vor dem als anderes Subjekt apriorischen Ausgangspunkt oder Punkt des ursprünglichen Abfalls ausgemachte Besonderheit solchen Präteritums ist, daß der Modus, in dem es sich dem historischen Subjekt und dessen Gegenwart darbietet, nicht einfach nur einer der temporal trennenden Distanz beziehungsweise des modal unterscheidenden Aspekts, sondern vielmehr einer der fundamental ontologischen Differenz oder radikal historiologischen Unvereinbarkeit ist! Als das im spontanen Resultat des historischen Prozesses ex improviso nämlich des Reichtums wiederauftauchende ursprünglich wahre Sein gibt sich das andere Subjekt ja nicht nur als der in integrum sich beweisende apriorische Ausgangspunkt, der in pristinum sich machende absolute Anfang zu erkennen, sondern erklärt damit zugleich alles, was danach kam, den ganzen historischen Prozeß, für null und nichtig, widerruft ihn als irreal, disqualifiziert ihn als vor dem Sein verfliegenden Schein. Nicht also bloß an ein urzeitlich vergangenes, ein aller Geschichte vorhergegangenes Sein, ein Sein, das sie partout nur war, solange sie sich noch nicht in ihre apostatisch-historische Prozessualität verstrickt hatte, muß die das historische Subjekt kontinuierende Oberschicht, will sie dem Zirkel ihrer Abfallbewegung entrinnen, wiederanknüpfen; vielmehr präsentiert sich dies Präteritum, an das sie Anschluß gewinnen muß, mehr noch in einer jeder Chronologie und realen Zeitfolge spottenden unüberbrückbar ontologischen Differenz zu ihrer Geschichte und verhält sich also in dem Maß, wie es die Abfallbewegung als auch und gerade eine Bewegung des Abfalls von aller wirklichen Sukzession und des Ausstiegs in einen illusorischen Fortgang, kurz, als Irrealisierung vorstellig werden läßt, zu dieser Geschichte oder verwahrt sich, besser gesagt, ihr gegenüber wie das an sich bestehende leibhaftige Sein gegenüber einem in sich vergehenden Schattenbild und Schein.

Vom apriorischen Sein, von dem es abgefallen ist, sieht sich das qua Oberschicht kontinuierte historische Subjekt im Sinne einer ontologischen Differenz getrennt. Diese scheint auf den ersten Blick die chronologische Distanz zum apriorischen Sein, in die seine Abfallbewegung das historische Subjekt verschlagen hat, nur zu vertiefen und zu verschärfen. Tatsächlich aber hebt die ontologische Differenz die chronologische Distanz auf, weil sie die Abfallbewegung ihrer temporalen Dimension entkleidet und sie als illusionären Vorgang, als Scheinbewegung entlarvt. Dadurch stellt sich das apriorische Sein als ein bleibendes Präsens dar, zu dem zurückzukehren, immer den gleichen distanzlos ontologischen Sprung erfordert. Dieser ontologische Sprung aber hat den Schrecken eines Sprunges ins Nichts verloren, weil das Subjekt nun erkannt hat, daß es sein eigener, per Abfallbewegung im Stich gelassener Anfang ist, zu dem es zurückkehrt, daß es mit anderen Worten das zeitlos vergangene Wesen seiner selbst ist, bei dem es sich wieder einfindet.

Die wie zwischen Sein und Schein aufbrechende ontologische Differenz zwischen dem als Geschichte fortlaufenden empirisch-präsenten Zustand des qua Oberschicht kontinuierten gesellschaftlichen Subjekts und seiner als Präteritum vorausgesetzten urständlich-apriorischen Wirklichkeit scheint auf den ersten Blick die Unwiederbringlichkeit jenes Präteritums nur zu besiegeln, es nur vollends unmöglich werden zu lassen, daß jemals das gesellschaftliche Subjekt aus seinem Zustand eines fortlaufend historischen Scheins in jenen Urstand bleibend apriorischen Seins zurückgelangt. Indes ist nun genau diese ontologische Differenz, näher betrachtet, der Umstand, der im Gegenteil für das in der Oberschicht kontinuierte historisch-gesellschaftliche Subjekt die – wie man will – Rückkehr in jenes urständliche Sein oder neuerliche Vergegenwärtigung jenes vorzeitlichen Präteritums in den Bereich des Möglichen rückt. So sehr sie nämlich über den historischen Prozeß selbst den Stab seiner unbedingt illusorischen Vergeblichkeit und absolut sinnlosen Scheinhaftigkeit bricht, so sehr setzt diese ontologische Differenz damit den Träger des historischen Prozesses, eben das in der Oberschicht sich kontinuierende, gesellschaftlich handelnde Subjekt, der seiner Bedeutung als nicht nur immanenter Akteur, sondern zugleich auch transzendentaler Autor des Prozesses entspringenden Grenzerfahrung aus, sich von jenem vernichtenden Verdikt über sein Tun einerseits zwar zutiefst betroffen und zur Gänze erfaßt zu finden, andererseits aber auch fundamental entlastet und nicht minder gänzlich ausgenommen zu fühlen. Als kontinuiertes Subjekt und gesellschaftlicher Träger jener einzigen großen Abfallbewegung, als die das ex improviso des Reichtums erscheinende andere Subjekt den ganzen historischen Prozeß bloßstellt, findet sich die Oberschicht einerseits zwar dem gleichen vernichtenden Verdikt unterworfen, das solche Bloßstellung über ihre Geschichte verhängt, und gewahrt sie sich insofern in zunehmender und zunehmend uneinholbarer Distanz zu dem mit dem Sein des anderen Subjekts noch synchronen Urstand oder vorzeitlichen Präteritum, von dem sie um ihres autorschaftlichen Engagements im historischen Prozeß willen abgefallen ist. Aber weil kraft der ontologischen Differenz, in der es erscheint, das andere Subjekt den historischen Prozeß als einen Abfall ja nicht bloß im Sinne eines Abrückens und Abweichens vom uranfänglichen Sein, sondern mehr noch im Verstand eines Herausspringens und Ausscheidens aus dessen Seinshaftigkeit begreiflich werden läßt, weil es also den historischen Prozeß nicht sowohl als einen Vorgang der die Realitätsebene wahrenden chronologischen Entfernung vom ursprünglichen Ausgangspunkt, sondern vielmehr als Prozedur einer ontologischen Preisgabe der ganzen für den ursprünglichen Ausgangspunkt kennzeichnenden Wirklichkeit setzt, weil es mithin das Ausgehen des historischen Prozesses von seinem, des anderen Subjekts, apriorischen Sein nicht eigentlich als realen Verrat, als fehlentwicklungsförmige Diversion, als privatives Zehren an der zugrunde liegenden Substanz jenes Seins, sondern als verräterische Entrealisierung, als fehlleistungshafte Illusion, als halluzinatorisches Sichverzehren in der eigenen fortlaufenden Akzidentialität entlarvt – weil das so ist, büßt nun andererseits für die Oberschicht dies über sie als historisches Subjekt verhängte Verdikt den Charakter des über eine wirkliche Untat, ein historisches Vergehen, in dem sie mit ganzem verwirktem Sein involviert ist, gefällten Urteils ein und nimmt statt dessen die Züge der über eine phantasmagorische Fehlhandlung, eine hysterische Verirrung, in die sie mit allen verblendeten Sinnen verstrickt ist, gestellten Diagnose an.

Vom anderen Subjekt in seinem apriorischen Sein, seiner vorzeitlichen Anfänglichkeit her gesehen, erscheint zwar unmittelbar der historische Prozeß, in dem die Oberschicht die autor- und trägerschaftliche Subjektrolle kontinuiert, als eine Geschichte temporal fortlaufenden Verrats am apriorischen Sein und scheint deshalb die Oberschicht sich immer weiter und immer unwiderruflicher von dessen Anfänglichkeit, in die sie zurück möchte und an der sie im Präteritum ihrer eigenen vorautorschaftlichen Ursprünglichkeit teilhatte, zu entfernen. Aber weil jenes apriorische Sein sich ja am unverhofften Ende der Geschichte, ex improviso nämlich des von der Geschichte hervorgetriebenen Reichtums, als die ebenso unveränderte wie einzige Wahrheit des ganzen Prozesses herausstellt und weil es kraft dieser seiner resultativ einfachen Wiederherstellung oder vielmehr Restitution die Geschichte der Irrealisierung eines absolut folgen- und sinnlosen Entwurfs unterwirft, sie als ein illusionäres Zwischenspiel, eine phantasmagorische Abschweifung disqualifiziert, weil also das so sichselbstgleich restituierte apriorische Sein den historischen Prozeß regelrecht als Prozeß dementiert und als eine mit dem Sein, das es selber ist, absolut nichts zu schaffen habende halluzinatorische Leerlaufreaktion oder Scheinbewegung aufdeckt – weil das apriorische Sein des anderen Subjekts eine solche, als ontologische Differenz ausgesprochene und für die Realität des historischen Prozesses vernichtende Bedeutung an den Tag legt, ist es nun auch mit der Realität der dem Träger des Prozesses nachgesagten Distanz zum apriorischen Sein, mit der Temporalität der Kluft, die ihn von seinem eigenen, im apriorischen Sein einbegriffenen, vorzeitlichen Präteritum angeblich trennt, nicht eben weit her und ist, was auf den ersten Blick als unaufhaltsamer Fortgang in einer ebenso unumkehrbar wie linear vergehenden, biographisch ausgeführten Zeit erscheint, bei näherer Betrachtung vielmehr nur ein haltloser Umtrieb in einem ebenso unabsehbar wie zirkulär sich dehnenden, phantasmagorisch eingebildeten Raum. Statt eine als realer Verrat am apriorischen Sein fortschreitende lebendige Gegenwart, die ihren von ihr getragenen Autor und Träger immer weiter von seinem Ursprung abführt und letzteren immer mehr im schemenhaften Dunkel eines unter der unaufhebbaren Last des Prozesses selbst verschütteten Präteritums versinken läßt, ist so die von der Oberschicht kontinuierte Geschichte nach dem Zeugnis des in ontologischer Differenz erscheinenden apriorischen Seins nichts als ein die verräterische Irrealisierung der eigenen Prozessualität bedeutender andauernder Verlust der lebendigen Gegenwart des apriorischen Seins, der sie, die Geschichte, ins Zwielicht eines durch illusionäre Flucht vor der Gegenwart, durch schattenweltliches Vergehen gegen die lebendige Gegenwart selbst, kurz, durch gespenstisches Halluzinieren entstandenen imaginären Raumes taucht und ihre Trägerin, die das historische Subjekt kontinuierende Oberschicht, im Banne eines nach Maßgabe ihrer Scheinweltlichkeit ebenso traumhaft unwirklichen wie dimensionslos unendlichen Abstands von der Lichtquelle ihres verlorenen Seins verhält.

Weit entfernt davon, die chronologische Distanz zu einem Präteritum überbrücken zu müssen, das sie einst war und von dem sie sich durch die fortschreitende Wirklichkeit ihres historischen Prozesses immer weiter wegentwickelt hat, muß also die Oberschicht bloß die ontologische Kluft zu einem Präsens überspringen, das nach wie vor ihr Sein ist und von dem als von ihrer unverändert fortdauernden Wirklichkeit sie durch den als Verfolgung irrealer Möglichkeiten sich disqualifizierenden historischen Prozeß immer gleich entschieden abgefallen ist. Weit entfernt davon, sich durch das Tagewerk des historischen Prozesses vom Ursprungspunkt ihrer Teilhabe am Sein des anderen Subjekts zielobjektiv fortzubewegen und deshalb dem wegen der Irreversibilität des Vorgangs unvollziehbaren Zwang zu unterliegen, die seit dem Ursprungspunkt vorgegangene Zeit zurückzudrehen oder als geschehene ungeschehen zu machen, findet sich die Oberschicht nach dem Zeugnis des in der Gestalt des anderen Subjekts erschienenen ursprünglichen Seins selbst durch den historischen Prozeß bloß in das Nachtgespinst einer Sein und Zeit überhaupt entbehrenden Scheinbewegung verstrickt und darin wie in einer gegenstandslosen Leerlaufreaktion umgetrieben und mithin einzig und allein der Forderung konfrontiert, sich aus dem Traumdasein, das sie nicht sowohl lebt, als vielmehr zu leben träumt, in den Wachzustand, der ihr wirkliches Leben ist, das sie, traumbefangen, zu leben versäumt, zurückzuversetzen.

So also sieht die Chance auf ein umstandslos unmittelbares Entrinnen aus dem Zirkel ihres als Abfallbewegung historischen Irrwegs aus, die das apriorische Sein des anderen Subjekts kraft seiner ontologischen Differenz, seiner gegenüber dem historischen Prozeß wie Sein gegenüber dem Schein sich verhaltenden Absolutheit der das historische Subjekt kontinuierenden Oberschicht als der Apostatin, die vor ihrer urheberschaftlichen Ein- und trägerschaftlichen Auslassung in die Geschichte selber des apriorischen Seins teilhaftig war, eröffnet. In dem Maß, wie das apriorische Sein des anderen Subjekts kraft der ontologischen Differenz, in der es sich behauptet, den historischen Prozeß irrealisiert und das heißt, zum halluzinierten Schein und flüchtigen Traum disqualifiziert, erklärt es natürlich die autorschaftliche Einlassung der Oberschicht in und ihre trägerschaftliche Bestimmung durch den historischen Prozeß für ebenso scheinhaft und unwirklich und erschließt ihr damit die Möglichkeit, die Wiedergewinnung der Teilhabe am apriorischen Sein als wesentlich nur einen Wechsel aus Traumgefilden in den Wachzustand, als Rückkehr aus einer Scheinsphäre, in der sie nicht eigentlich ist, sondern bloß zu sein vermeint, in eine Wirklichkeit, in der sie nicht sowohl war, sondern in Wahrheit nach wie vor ist, kurz, als übergangs- und umstandslos leibhaftiges Zusichkommen aus einem zeit- und haltlos gespenstischen Außersichsein zu begreifen.

Das einzige, was, um diese Gelegenheit zum Entrinnen beim Schopf zu fassen, die Oberschicht tun muß, ist, bei vollem Bewußtsein und mit ganzer Seele die in solcher Entwirklichung ihrer Geschichte zum Traumgebilde beschlossene Umwertung aller Werte oder Umsetzung aller Wirklichkeit auch zu vollziehen: sich nämlich in dem, was sie nach Maßgabe der Scheinhaftigkeit des historischen Prozesses gar nicht ist, sondern bloß scheint, in ihrer historischen Subjekthaftigkeit, aus- und abzusetzen und sich statt dessen in das, was sie in der Wahrheit und Wirklichkeit ihrer falschen und illusionären Prozessualität nicht etwa bloß war, sondern nach wie vor ist, in ihr ursprüngliches Sein, zurückzuversetzen oder vielmehr zurückzunehmen. Gänzlich befangen, wie sie ja ist, in der Scheinbewegung ihres historischen Vergehens, muß, um solcher Scheinbewegung zu entkommen, die Oberschicht ihr ebenso gänzlich die Gefolgschaft aufkündigen, sie in toto einstellen und aufgeben und sich statt dessen auf das apriorische Bestehen jenes Seinszustands versteifen, in dem sie sich nach wie vor befände, triebe sie sich nicht in der historischen Scheinbewegung herum, oder in dem sie – positiv und dem ontologischen Nichtstatus des historischen Prozesses gemäßer formuliert! – sich in dem Augenblick wieder zu befinden gewiß sein kann, in dem ihr die Scheinmotion abzustellen gelingt. Aus einem innerweltlich-historischen Umtrieb, in dem sie sich konkret erfährt oder instinktiv weiß, ohne in ihm doch Wirklichkeit zu haben oder mehr als scheinbar zu sein, muß sie in einen außerweltlich-apriorischen Zustand hinüberwechseln, der ihr Sein oder in dem sie Wirklichkeit ist, obwohl sie in ihm sich nur erst abstrakt zu begreifen oder projektiv wahrzunehmen vermag.

So aber als Wechsel aus einem Nichtsein, in dem sie mit Leib und Seele befangen und mit allen Sinnen zu Hause ist, in ein Sein vorgestellt, das für sie, all seiner eigentlichen Wirklichkeit und ebenso letztlichen wie ursprünglichen Wahrheit ungeachtet, wesentlich nur erst in der Überwindung ihrer Befangenheit und der Preisgabe ihres Zuhause, mithin ex negativo des Negativen, besteht, scheint sich der Oberschicht ihre vermeintliche Chance zu entrinnen doch wieder bloß als der oben geschilderte ontologische Sprung, als die zur Suspendierung und bedingungslosen Aufhebung des ganzen empirischen Daseins nötigende existentielle Schwebe, als Sprung in ein mit dem Sein als toto coelo anderem ebenso entschieden hinterm Berg haltendes wie entfernt winkendes Nichts darzubieten. Gezwungen, aus einem Schein, in dem sie mit Haut und Haar sich befindet, in ein Sein hinüberzuwechseln, in dem wirklich zu sein, sie nichts als diese ihre Scheinbefindlichkeit hindert, scheint die Oberschicht, in jenes Sein zu entrinnen, am Ende doch nur eine Chance zu haben, wenn sie bereit ist, Kopf und Kragen zu riskieren und im geschilderten kruzifikatorischen Konversionsakt in das Nichts ihres Scheins sich hineinzuhalten oder vielmehr halsüberkopf hineinzuspringen, um von dem in ontologischer Differenz hoffentlich aus dem Nichts herausspringenden toto coelo anderen Sein aufgefangen und zu sich gebracht zu werden.

Indes, der wesentliche Unterschied zu der oben geschilderten und als unzumutbarer Salto mortale verworfenen Situation besteht nun darin, daß dank der angestellten Überlegung von der autorschaftlichen Ursprünglichkeit des qua Oberschicht kontinuierten historischen Subjekts, von einer vorzeitlichen, seinem apostatischen Geschichtlichwerden notwendig vorausgehenden Partizipation dieses historischen Subjekts am toto coelo anderen Sein das letztere für die Oberschicht eine zur Rede vom Präteritum Anlaß gebende biographische Affinität und Kontinuitätsbedeutung gewinnt. So wahr die das historische Subjekt verkörpernde Oberschicht in dem historischen Prozeß, als dessen Träger sie fungiert, kraft des Zeugnisses des ex improviso des Prozeßresultats erscheinenden anderen Subjekts eine Abfallbewegung vom Sein jenes anderen Subjekts gewahren muß, deren Urheber niemand anderes als sie selber ist, so wahr stammt sie ex negativo ihrer Urheberschaft oder im janusköpfigen Augenblick ihrer in die Geschichte sich wendenden apostatischen Ursprünglichkeit aus einer Vergangenheit, in der sie noch zeit- und zustandsgleich mit dem anderen Subjekt perenniert, nimmt sie also ihren Ausgang von einem Präteritum, in dem sie im apriorischen Sein des anderen Subjekts als an dem ihr eigenen Präsens noch ebenso ununterschieden wie ununterbrochen partizipiert. Zwar, weil sich nun ex cathedra der absoluten Negativität des anderen Subjekts die vermeintlich historische Abfallbewegung als eine tatsächlich halluzinatorische Scheinbewegung herausstellt und weil also der Abfall vom anderen Subjekt, die Trennung von seinem vorzeitlichen Sein in Wahrheit gar nicht beanspruchen kann, ein das Sein fortführender Vorgang und zeitlich fortlaufender Prozeß zu sein, sondern vielmehr soviel wie den Verlust des Seins selbst, die Preisgabe der Zeit als solcher impliziert, ist es mit der Vergangenheitsform jenes Präteritums nicht eben weit her und ist es um den scheinbaren chronologischen Abstand zwischen hier dem als Präsens ausführlich empirischen Dasein der das historische Subjekt kontinuierenden Oberschicht und dort ihrem als Präteritum ursprünglich apriorischen Sein in Wahrheit so bestellt, daß er sich auf die beschriebene ontologische Differenz reduziert und mithin nichts weiter markiert als die zeitlose Kluft und unendliche Diskretion zwischen dort der abwesenden Realität des für sich bestehenden Präsens des apriorischen Seins und hier dem umtriebigen Irrealis des an sich vergehenden Nonsens des empirischen Scheins. Aber weil es für die Oberschicht ja darum geht, aus diesem empirischen Schein in jenes apriorische Sein zurückzukehren oder, genauer gesagt, im Sprung hinüberzuwechseln, gewinnt auch und gerade in der aller Vergangenheitsform und temporalen Herleitbarkeit Hohn sprechenden Unmittelbarkeit, in der es sich behauptet, das durch ihre historische Urheberschaft verbürgte janusköpfige Moment von ursprünglicher Partizipation am apriorischen Sein für sie eine wesentliche Bedeutung.

Sosehr nämlich zwar die als ontologische Differenz ausgesprochene zeit- und distanzlose Unvermitteltheit, in der sich empirischer Schein und apriorisches Sein wie Halluzination und Wirklichkeit zueinander verhalten, die Bedingung der Möglichkeit dafür ist, daß für die Oberschicht der angestrebte Wechsel vom einen in den anderen Zustand sich überhaupt als vollziehbarer Sprung denken läßt und nicht bereits als vorgestellte Bewegung an der Unumkehrbarkeit der verstrichenen Zeit, an der Unwiederbringlichkeit des in den späteren Zustand übergegangenen, in ihm als Eigenständiges untergegangenen und zu seinem bloßen Rejekt, eben zu seiner Vergangenheit, aufgehobenen früheren Zustandes scheitert, sosehr kehrt solch ein als ontologischer Sprung antizipierter Wechsel doch zugleich die Schreckensphysiognomie absoluter Selbstpreisgabe und Entfremdung hervor und birgt in der Tat die furchtbare Drohung in sich, daß in dem Augenblick, in dem die Oberschicht den empirischen Schein ihres Daseins zunichte macht, um des apriorischen Seins des anderen Subjekts teilhaftig zu werden, vielmehr bloß das Nichts ihrer wartet, weil das erhoffte Sein, ihr aus dem Nichts entgegenzukommen, helfend die Hand zu reichen und das Gnadengeschenk der Vereinigung mit ihm zu machen – aus welchen Abgründen auch immer – versäumt. Kategorial die Bedingung dafür, daß die Oberschicht nicht an einer chronologischen Unwiederbringlichkeit des ihrem empirischen Dasein vorausgesetzten apriorischen Seins, das sie anstrebt, scheitern muß, sondern dies Sein als die jenseits aller Chronologie ihres Daseins unverändert bleibende und unvermittelt präsente Wirklichkeit zu erreichen vermag, läuft real der ontologische Sprung, zu dem sie ansetzt, Gefahr, zu einem Sprung ins Nichts zu geraten, eben deshalb, weil der Oberschicht jede als Leitlinie reklamierbare chronologische Verbindung zwischen den Umständen, die sie quittiert, und dem Zustand, den sie intendiert, fehlt, weil ihr keine das apriorische Sein mit dem empirischen Schein verknüpfende temporale Konsequenz als ein das Dunkel der ontologischen Kluft durchspannender Ariadnefaden den Weg weist und weil von daher das apriorische Sein in wahrhaft epiphanischer Selbstherrlichkeit aus dem Nichts ihres Daseins auftauchen und Ereignis werden, aber geradeso gut das Ereigniswerden auch bleiben und das Nichts ihres Daseins über ihr zusammenschlagen lassen kann. Und genau diese dilemmatische Situation einer ontologischen Differenz, die mit der Verheißung eines denkbaren Sprungs aus dem empirischen Schein ins apriorische Sein die Drohung des geradesogut vorstellbaren Sprungs aus dem empirischen Schein ins Nichts verknüpft sein läßt – sie genau ist es, in der die Überlegung von einer dem historischen Subjekt im janusköpfigen Augenblick seines historischen Beginnens oder Abfalls zur Geschichte eigenen Teilhabe am apriorischen Sein für die Oberschicht eine haltgebende, weil aufs apriorische Sein hin unverhofft richtungweisende und insofern vor dem möglichen Sturz ins Nichts sicherstellende Bedeutung erlangt.

Was nämlich die aller chronologischen Referierbarkeit bare ursprüngliche Teilhabebeziehung, die jedem temporalen Nachweis entzogene konsubstantielle Herkunft, worin die das historische Subjekt kontinuierende Oberschicht sich im Blick auf das apriorische Sein des anderen Subjekts erkennt – was diese Wahrnehmung des apriorischen Seins als der eigenen, durch das halluzinatorische Vergehen des historischen Prozesses verspielten und zur transzendenten Gegenwart entrückten, mithin in Wirklichkeit unvergangenen Vergangenheit bewirkt, ist, daß der ontologischen Differenz eine Art biographische Identität, dem absolut fremden Sein ein Moment von unverbrüchlich bleibender Vertrautheit vindiziert wird. Als ein Zustand, an dem das in der Oberschicht kontinuierte historische Subjekt ursprünglich noch teilhat oder in dem es im apriorischen Voraus zu seiner halluzinatorischen Einlassung in die Geschichte noch ist, ist das apriorische Sein nicht mehr einfach nur Sein des anderen Subjekts, das ontologisch oder schlechthin Andere zum empirischen Schein der Oberschicht, sondern es ist das vergangene, aber zeitlos vergangene und insofern vielmehr unvergängliche Sein der Oberschicht selbst, ihr schlechthin eigenes Wesen. Es ist nicht mehr einfach nur das, was im allentscheidend ontologischen Unterschied zum bloßen Scheinen des historischen Subjekts das andere Subjekt wirklich ist und was auch das historische Subjekt werden kann, vorausgesetzt, es gelingt ihm, sich, sein Scheinen, los und des im anderen Subjekt bestehenden wirklichen Seins teilhaftig zu werden; es ist vielmehr das, was im essentiallogisch allentzweienden Unterschied zu sich selbst das historische Subjekt wirklich war, ehe es sich in die Scheinbarkeit des historischen Prozesses verrannte, ist sein eigenes Präteritum, dies Präteritum aber, da ja sein Fortgang in den historischen Prozeß zeitlos-irrealer Natur, bloß eine halluzinatorische Wendung ins Scheinbare ist, in der vergangenheitslosen Insistenz oder obsessiven Gegenwärtigkeit des unverwandt bleibenden Seins selbst. So wahr das historische Subjekt an jenem in ontologischer Differenz als das Sein perennierenden apriorischen Zustand des anderen Subjekts im janusköpfigen Augenblick seiner historischen Urheberschaft noch selber partizipierte und so wahr das, was jetzt das qua Oberschicht kontinuierte historische Subjekt von seinem ursprünglichen Sein trennt, nicht sowohl dessen durch historischen Fortgang chronologisch gezeitigte Vergangenheit, sondern bloß das eigene chronisch-zeitlos geübte Vergehen gegen es ist, und nicht also darin besteht, daß kraft historischen Prozesses ein neues Sein, eben das empirische Dasein der Oberschicht, bewirkt und das ursprüngliche Sein realiter in es versetzt wurde, sondern darin, daß dank jenes Prozesses das ursprüngliche Sein verwirkt und durch den Schein des empirischen Daseins irrealiter verdrängt ist – so wahr dies alles sich so verhält, so wahr ist nun das Sein des unverwandt daran festhaltenden anderen Subjekts ebensowohl und vielmehr das Wesen der davon abtrünnigen und in den Schein seines Daseins gewendeten Oberschicht. Verirrt in die scheinerzeugende Bewegung eines durch halluzinatorischen Abfall vom apriorischen Sein, durch urheberschaftlich schieren Seinsverlust in Gang gebrachten historischen Prozesses, verhält sich die das historische Subjekt kontinuierende Oberschicht zu jenem apriorischen Sein nicht einfach als zu einem jenseitig anderen, ontologisch differenten, zu einem Sein, das nicht ihres, sondern das des anderen Subjekts ist – sie verhält sich vielmehr zu ihm als zu einem entrückt eigenen, biographisch disjunktiven, zeitlos vergangenen Sein, ihrem Wesen, einem Sein, das sie nach wie vor wäre, wäre sie nicht vor ihm in den Schein ihres empirischen Daseins ausgerückt, einer Realität, an der teilzuhaben oder die zu sein, nichts als ihr Bestehen auf oder in der historischen Scheinbewegung, ihr Verharren im Irrealis der Geschichte, sie abhält.

Diese – der unvermittelt ontologischen Fremde ein Moment von ebenso unmittelbar biographischer Heimat vindizierende – Umdeutung des unverwandt bleibenden, apriorischen Seins des anderen Subjekts in das zeitlos vergangene, ursprüngliche Sein ihrer selbst, ihr eigenes Wesen, ist es nun also, was der Oberschicht erlaubt, den zwecks Identifizierung mit dem apriorischen Sein ihr abverlangten ontologischen Sprung als einen ebensosehr von Selbsterhalt wie von Selbstaufgabe geprägten, ebensosehr zur Reflexion und Erinnerung verhaltenden, wie zur Entäußerung und Entfremdung treibenden, die Identität ebensosehr wiederholenden und wiederherstellenden wie wechselnden und ersetzenden Vorgang wahrzunehmen und somit alle angesichts der Tiefe der ontologischen Kluft sie etwa anwandelnde Angst vor einem Sprung ins Nichts zu besiegen. Weil das, wohinein die Oberschicht überzuwechseln aufgerufen ist, jetzt nicht mehr einfach das jenseits allen Scheins bestehende absolute Sein des anderen Subjekts, sondern vielmehr das durch den Abfall in die Sphäre des Scheins im Stich gelassene und als ein absolutes Jenseits gesetzte eigene Wesen ist, hat nun auch der geforderte Wechsel selbst nicht mehr den Wandlungscharakter einer ins Blaue hinein vollzogenen, unbestimmt totalen Umkehr, sondern nurmehr den Läuterungssinn einer auf den ursprünglichen Standpunkt gerichteten, radikal bestimmten Rückkehr, ist seine Bedeutung nicht mehr die einer ins Nichts stürzenden und damit hoffentlich zur Wahrheit freisetzenden wildentschlossenen Entscheidung, sondern nurmehr die einer von Täuschung befreienden und dadurch mit Sicherheit auf den Boden der Wirklichkeit zurückbringenden festentschlossenen Besinnung, hört er, kurz, auf, sich als gnostische Erleuchtung, als konversive Erweckung zu präsentieren, und suggeriert sich schlicht und einfach als anamnestische Desillusionierung, als reflexives Erwachen. Von der Totalität ihres empirischen Daseins sich abwendend und auf die Realität des apriorischen Seins sich richtend, kann die Oberschicht dank des ebenso zeitlich wie wesentlich biographischen Postens, den gleichzeitig mit ihrer trägerschaftlichen Rolle im historischen Prozeß sie kraft autorschaftlicher Janusköpfigkeit in jener ontologischen Alternative zu beziehen vermag, gewiß sein, daß der als ontologischer Sprung ausgemachte radikale Wechsel, den sie vollziehen muß, eher restaurative als projektive, eher durch reflexive Erinnerung als durch konversive Entäußerung bestimmte, eher auf die Wiedererlangung eines Uralten als auf die Erreichung eines Brandneuen passende Züge aufweist und mithin eher einem in personaler Kontinuität verhaltenen reduktionistischen Übergang aus der Irrealität des Traums in die Realität des Wachseins als einem die Persönlichkeit selbst verändernden initiatorischen Übertritt aus der empirischen Täuschung des Nichtseins in die gnostische Wahrheit des Seins gleicht.

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