1. Feudalismus und Markt: Die Anfänge der Lohnarbeit

Für den europäischen Antisemitismus in seiner traditionellen Gestalt scheint jene kritische Realität und konflikthafte Empirie, für die das Ersatzobjekt Jude einsteht und für die es immer wieder den Kopf hinhalten muß, unschwer angebbar zu sein, – jedenfalls, was den abstrakten Begriff der Sache betrifft. Was der traditionelle Antisemitismus an den Juden teils alibiförmig thematisiert, teils als an einem Sündenbock heimsucht, ist in der Tat ein politisch-ökonomisches Problem stricto sensu: das Problem einer politischen Herrschaft in Europa, die seit dem Mittelalter immer wieder und zunehmend systematisch dazu tendiert, ihre Schutzbefohlenen und Untertanen im Verfolg ihrer die Autarkie sprengenden Bedürfnisse und ihrer nach Souveränität strebenden Repräsentationsansprüche der überkommenen Lebensform einer auf lokale Märkte und rudimentären Tauschhandel beschränkten agrarisch-handwerklichen Selbstversorgung zu entreißen und der Dynamik eines in überregionalen Märkten organisierten und auf Wertmetallbasis beziehungsweise monetärer Grundlage funktionierenden Warenverkehrs auszuliefern. Um ihre Bedürfnisse nach Luxusgütern, ihre Ansprüche auf die Zurschaustellung herrschaftlichen Reichtums oder ihren Bedarf an anderswo neuentwickeltem militärtechnischem oder architektonischem Gerät zu befriedigen, sind im frühen Mittelalter die Herrschenden in Europa, die Adligen und Fürsten, gezwungen, dem auf Edelmetallbasis operierenden und über überregionale Verbindungen verfügenden Handelskapital, das nach dem politischen Zerfall und dem ökonomischen Zusammenbruch des römischen Reichs nurmehr bruchstückhaft existiert oder sich erst ansatzweise wieder bildet, Protektion und Förderung angedeihen zu lassen. Dafür, daß es ihnen die Edelmetalle, Wertgegenstände und Waren beschafft, an denen die politisch regionalisierte und technisch regredierte Wirtschaft der Feudalherrschaften, in die das römische Provinzialsystem sich aufgelöst hat, Mangel leidet, räumen die Feudalherren diesem rudimentären Kapital einen Anspruch auf die Produkte und Leistungen ihrer Untertanen ein, der verschiedene Form annehmen kann: so kann der Feudalherr dem Händler als Entgelt Teile der von den Untertanen gelieferten Ernteerträge und geleisteten Abgaben überlassen oder abtreten, er kann ihm Handelsprivilegien und Handelsmonopole auf bestimmte wichtige Güter gewähren, er kann ihm in bezug auf Produktionszweige und später auch bäuerliche Arbeitskräfte und Ackerland Pfand- beziehungsweise Pachtrechte einräumen, oder er kann ihm erlauben, Kredit- und Zinsgeschäfte mit seinen Untertanen zu treiben.

Für die Handeltreibenden wirken sich diese verschiedenartigen, teils offenen, teils versteckten Expropriations- und Ausbeutungsrechte, die ihnen von der politischen Herrschaft eingeräumt werden, im Sinne einer allmählichen Stärkung ihrer ökonomischen Macht und einer Festigung ihrer sozialen Stellung aus. Im Schatten der Burgen und mehr noch in reichsunmittelbaren Markt- und Handelsstädten, die im Freiraum zwischen den verschiedenen feudalen Herrschaftsgebieten und divergierenden territorialen Machtansprüchen gedeihen, entsteht eine Kaufmannschaft, die, indem sie wichtige Zweige der Ökonomie (Geldwesen, Tuchhandel, Fischhandel, Salzhandel, Bergbau) vollständig unter ihre Kontrolle bringt, auch zunehmend Einfluß auf die Politik gewinnt und dabei mehr und mehr patrizische Züge annimmt. Zu welcher frühen Blüte politischer ebensosehr wie ökonomischer Macht das Handelskapital es auf diesem Weg bringt, dafür ist ein klassisches Beispiel die Bankiers- und Finanziersrolle, die süddeutsche Patrizierfamilien bereits im 14. Jahrhundert dank ihrer Kontrolle über den Tuch- und Edelmetallhandel für das deutsche Reich im allgemeinen und den Kaiser im besonderen übernehmen können.

Weniger erfreulich sind die Folgen dieser dem Handelskapital übertragenen Rechte und Privilegien für die Untertanen, die Bauern und die kleinen Handwerker. An ihnen halten sich die Kaufleute für ihre den Feudalherren geleisteten Dienste schadlos, sie haben die Zeche zu zahlen. Sie werden durch die Ansprüche des Handelskapitals im allgemeinen und durch seine geldwirtschaftlichen Mechanismen im besonderen ihrer im wesentlichen autarken Subsistenzwirtschaft, deren einzige Fremdbestimmung die Abgaben an den feudalen Grundherren sind, mehr und mehr beraubt und in ein Marktgeschehen hineingezogen, das im markanten Gegensatz zur Konstanz und Überschaubarkeit jener traditionellen Fremdbestimmung ebensoviel unberechenbare Sprunghaftigkeit wie unabsehbare Dynamik beweist. Von den Ansprüchen und Lockungen jenes Handelskapitals, von seinen mit grundherrlicher Macht durchgesetzten Forderungen und mit grundherrlicher Duldung geübten Verführungskünsten zu Steigerungen und Veränderungen der Produktion veranlaßt, die gleichermaßen das gewohnte Niveau der Selbstversorgung und den traditionellen Rahmen ihrer Abgaben an den Grundherren sprengen, finden sich die Bauern und Handwerker einem Marktgeschehen ausgeliefert, dessen unvorhersehbare Schwankungen und geheimnisvolle Mechanismen sie bald das Fürchten lehren. Sie müssen erfahren, daß alle Arbeit, die sie leisten, und alles Mehrprodukt, das sie erzeugen, sie im Zweifelsfall, der beim Marktgeschehen der Normalfall ist, nicht reicher, sondern ärmer macht.

Dabei ahnen sie schon bald, daß diese vom handelskapitalen Markt ausgehende und fast zwangsläufige Tendenz, die Produktion von Reichtum seinen Produzenten mit zunehmender Verarmung heimzuzahlen, im wesentlichen keine auf die wechselhaften Bedürfnisse und auf die unstete Nachfrage derer, die der Markt beliefert, reduzierbare Eigentümlichkeit, sondern eine dem Prinzip des Marktes selbst entspringende Gesetzmäßigkeit ist. Diese Gesetzmäßigkeit beginnt in dem Augenblick, in dem die Bauern und Handwerker vom Handelskapital gezwungen oder dazu verführt werden, die Basis eines annähernd autarken Wirtschaftens zu räumen und sich zwecks Steigerung und Verbesserung des Ertrags auf eine Konzentration und Spezialisierung ihrer Arbeit einzulassen. Um sich auf die Produktion für den Markt spezialisieren und konzentrieren zu können, müssen sie andere Tätigkeiten aufgeben, die es ihnen bis dahin ermöglichten, sich mit den meisten lebensnotwendigen Gütern aus eigener Kraft zu versorgen. Was sie nicht mehr selber produzieren, müssen sie durch Tausch oder Kauf erwerben. Auch wenn das anfangs noch beim Nachbarn geschehen mag, sind sie damit doch früher oder später auf den Markt als jenen Ort verwiesen, der in der Person des Kaufmanns und in der Funktion des Handelskapitals Tausch und Kauf institutionalisiert, organisiert und generalisiert. Sie tragen ihr Produkt zum Markt, um es zu verkaufen und mit dem Erlös die anderen Güter zu erstehen, die sie zum Leben brauchen, aber nicht mehr selbst produzieren. Und hier nun müssen diese bloß warenbesitzenden, privaten Produzenten die Erfahrung einer fundamentalen Benachteiligung gegenüber den geldbesitzenden Repräsentanten des Markts machen, die bis hin zum Kulminationspunkt ihres historischen Passionswegs, bis hin zu ihrer reductio ad absurdum im bloß noch die abstrakte Ware Arbeitskraft, sich selber, besitzenden Lohnproduzenten, ihr unveräußerliches Erbteil bleiben wird und die sie in der Tat zu Opfern einer zwangsläufigen Ausbeutung, zu Objekten einer systematisch funktionierenden Enteignungspraxis werden läßt. Sie erfahren, daß ihre Produkte, die sie zu Markte tragen, zum Tausch anbieten, in die Zirkulation einbringen, prinzipiell weniger wert sind als jene Güter, die sie gegen ihre Produkte eintauschen, der Zirkulation entnehmen und nach Hause tragen. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Der Preis des Produkts, das sie zum Kauf anbieten, versteht sich abzüglich des Gewinns, den der Händler oder Kaufmann, der Repräsentant des Markts, beim Wiederverkauf zu machen beansprucht, wohingegen sie für das Gut, das sie durch Kauf erwerben, dessen vollen Preis entrichten müssen. Sie mögen sich drehen und wenden, wie sie wollen, sie tragen stets mehr Wert zu Markte, als sie vom Markt bekommen, zahlen bei ihren Geschäften mit dem Markt stets drauf, arbeiten für den Markt in dem unfreiwillig doppelten Sinn, daß sie nicht nur in genere Produkte für den Austausch auf dem Markt liefern, sondern auch in specie einen Teil des Werts ihrer Produkte dem Markt als Entgelt für seine Austauschtätigkeit ausliefern. Die einfache Tatsache, daß sie nicht nur als Produzenten, sondern auch als Konsumenten auf dem Markt auftreten, wobei das letztere, wie gesagt, unmittelbare Konsequenz des ersteren ist, garantiert also, daß sie uno actu ihrer marktorientierten Produktion gezwungen sind, zum Aufbau und zur Stärkung der Marktinstitution als solcher ihren materiellen Beitrag zu leisten.

Das mag auf den ersten Blick gar kein großes Unglück scheinen, da ja der wesentliche Vorzug einer Produktion, die sich kraft arbeitsteiliger Spezialisierung und Konzentration auf bestimmte Produkte am Markt orientiert, eine nachdrückliche Steigerung der Produktivität ist und es, so gesehen, durchaus vertretbar scheint, daß ein Teil des durch die Marktorientierung ermöglichten Mehrprodukts dem Markt quasi als Anerkennungsprämie zufällt. Aber erstens müssen die Produzenten hier die Erfahrung eines weiteren definitiv zu ihrem Nachteil funktionierenden Marktgesetzes machen, nämlich des Gesetzes, daß erhöhte Produktivität sich normalerweise produktverbilligend oder wertmindernd auswirkt und daß also, wenn überhaupt für die Produzenten ein Wertzuwachs daraus resultiert, dieser jedenfalls in keinem direkt proportionalen Verhältnis zur Größe des Mehrprodukts steht. Im Zweifelsfall sind deshalb die Produzenten aller Produktivitätssteigerung zum Trotz gehalten, mehr als vorher zu arbeiten, um Ersatz für ihre verlorene Autarkie schaffen und ihre Bedürfnisse über den Markt befriedigen zu können. Und zweitens und vor allem kommt früher oder später der Punkt, an dem der eigentliche Sinn und Nutzen der von den Produzenten unwillkürlich betriebenen Stärkung der Marktinstitution, der nolens volens von ihnen per Austauschsystem beförderten Akkumulation von Wert in den Händen der Repräsentanten des Markts, sichtbar und für die Produzenten fatal spürbar wird. Gemeint ist der Punkt, an dem sei's auf Grund einer Stockung in der Nachfrage und der darauf folgenden Absatzkrise, sei's auf Grund von Naturkatastrophen oder schlechten Produktionsbedingungen, sei's auf Grund persönlicher Krankheit oder privaten Unglücks die Produzenten ihre Produkte für den Markt entweder gar nicht beziehungsweise höchstens unter großem Wertverlust loswerden oder aber nur in reduziertem Umfang beziehungsweise überhaupt nicht liefern können. Da nämlich finden sich nun die Produzenten, weil ihre Mittellosigkeit beziehungsweise der Wertverfall ihrer Mittel sie ja nicht davon entbindet, sich wie gewohnt einen Teil ihrer Subsistenz über den Markt zu beschaffen, ja sie unter Umständen sogar noch zwingt, für den Eigenbedarf auch die Produkte, die sie sonst selber hervorbringen, durch Kauf zu erwerben, an eben jenen in den Händen der Repräsentanten des Markts akkumulierten Wert verwiesen, um durch eine Anleihe bei diesem Thesaurus die Notzeit, in die sie geraten, zu überbrücken und ihre Bedürfnisbefriedigung bis zu einer künftigen Ernte oder neuen Absatzmöglichkeit für ihre Produkte sicherzustellen. Sei's direkt in Gestalt der benötigten Güter, sei's in Form von Geld, um die benötigten Güter zu kaufen, überläßt der Markt den Produzenten das, was sie zum Überleben beziehungsweise zur Wiederaufnahme ihrer Produktionstätigkeit brauchen. Er überläßt es ihnen aber nicht umsonst. Er schenkt es ihnen nicht, er leiht es ihnen! Die Repräsentanten des Markts leihen den Produzenten Güter oder Geld unter der Bedingung, daß diese sie bei der Rückerstattung der geliehenen Werte auch für den Wertverlust entschädigen, den sie eben durch das Verleihen erleiden. Verliehen die Repräsentanten des Markts die akkumulierten Werte nicht, sondern kauften Waren dafür, so könnten sie durch den Wiederverkauf der Waren jenen Gewinn einstreichen, abzüglich dessen sie Waren zu kaufen pflegen. Auf diesen mit ihrer Austauschaktion verknüpften obligaten Gewinn erheben sie nun auch bei ihrem Verleihgeschäft Anspruch. Sie behandeln die Produzenten wie die Waren, in die sie Wert investieren, um beim Wiederverkauf mehr Wert, einen Gewinn zu erzielen. Nur daß in diesem Fall der Produzent selbst die Ware ist, die sich gegen Wertabschlag an die Repräsentanten des Markts verkauft. Er verkauft sich oder jedenfalls ein Stück von sich, einen Teil seiner Arbeitskraft, als Ware an die Repräsentanten des Markts, aber was er ihnen letzten Endes liefert, ist natürlich nicht seine Person, nicht seine Arbeitskraft in abstracto, sondern es sind die Produkte, die er auf Basis des Geliehenen mit seiner Arbeitskraft geschaffen hat. Er verkauft sich selbst, bezahlt aber schließlich mittels der Waren, die er in der Zwischenzeit produziert hat.

Von daher gesehen und das heißt vom Ende der Geschichte her betrachtet, könnte es unnötig und verfrüht scheinen, hier überhaupt schon von einer Gleichsetzung des Produzenten mit seinen Waren, einem Verkauf der Ware Arbeitskraft zu reden. Warum nicht das Ganze einfach nur als ein unter der Form einer Verpfändung vor sich gehendes, normales Ware/Geld-Geschäft beschreiben, an dem das Besondere nur eben dies ist, daß zwischen den beiden Momenten des Austauschvorgangs, der Übergabe des Geldes und der Lieferung der Ware, ein zeitlicher Abstand liegt? Aber abgesehen davon, daß dieses zeitliche Auseinanderfallen der beiden Austauschmomente für den Produzenten biographisch-praktisch höchst gravierende Folgen hat, insofern er nämlich in diesem Fall den Gegenwert, den er für seine Waren bekommt, bereits für deren Produktion hat ausgegeben müssen und also am Ende des prolongierten Austauschs geradeso mittellos dasteht wie am Anfang, hat dies Auseinanderfallen auch erkennbare systematisch-ökonomische Konsequenzen, angesichts deren es sich in der Tat verbietet, noch von einem üblichen Austauschgeschäft zu sprechen. Diese Konsequenzen ergeben sich aus dem Umstand, daß der Produzent die Gegenleistung für den ihm gewährten Kredit, den ihm in Waren- oder Geldform geliehenen Wert, am Ende zwangsläufig in Gestalt von Waren erbringen muß. Schließlich dient die ganze Leihaktion für die Produzenten ja nur dem Zweck, ihnen die Möglichkeit zu neuerlicher produktiver Tätigkeit zu verschaffen beziehungsweise zu erhalten. Ein Erfolg der Aktion ist deshalb gleichbedeutend damit, daß sie erneut Produkte zu Markte tragen können, um mit deren Erlös die ihnen fehlenden Subsistenzmittel einzukaufen. Womit sonst, wenn nicht mit diesen Produkten beziehungsweise ihrem auf dem Markt erzielten Erlös sollen sie sich aus ihrem Schuldnerverhältnis auslösen, wie sonst den Repräsentanten des Markts den Gegenwert für die geliehene Wertsumme liefern? Indem der Produzent aber am Ende mit den Waren, die er inzwischen produziert hat, für die Wertsumme bezahlt, die er am Anfang erhalten hat, muß er beim Wert dieser Waren natürlich noch jenen "normalen" Abschlag in Kauf nehmen, der bei allen Warenverkäufen der Produzenten an die Repräsentanten des Markts in Rechnung gestellt wird und den die letzteren beim Weiterverkauf der Waren als ihren Gewinn realisieren. Das heißt, der Produzent findet sich dank des Schuldnerverhältnisses zum Markt, in das er durch die eine oder andere ökonomische Notlage früher oder später gerät, doppelt geschröpft: erst als derjenige, der sich in Analogie zu den Waren an die Repräsentanten des Markts mit Wertabschlag verkauft, und sodann als derjenige, der deshalb, weil er sich am Ende realiter in Gestalt von Waren liefert, ein zweites Mal den für diese Art Transaktion konstitutiven Wertabschlag in Kauf nehmen muß.

Eben diese Verdoppelung oder auch – bei entsprechender Dauer des Leihverhältnisses – Vervielfachung des Gewinns der Repräsentanten des Markts und Kapitaleigner aber macht deutlich, daß es sich bei jenem ersten Wertabschlag in der Tat um etwas anderes handelt als bloß um einen vorweggenommenen Wertabschlag auf die Waren, die der Produzent schließlich liefert. So gewiß dieser letztere Wertabschlag am Ende ohnehin noch und zusätzlich vorgenommen wird, so gewiß ist der erstere ein auf den Produzenten selbst beziehungsweise dessen Arbeitskraft berechneter Wertabschlag. Der Produzent selbst wird wie eine Ware behandelt, seine Arbeitskraft als der Warenwert vorgestellt, in dem die geliehene Wertsumme sich verkörpern könnte und würde, wenn die Arbeitskraft bereits die entsprechenden Waren hervorgebracht hätte. Im Bewußtsein dessen, daß sie die Wertsumme, die sie verleihen, in aktuelle Waren stecken und durch deren Umsatz vermehren könnten, wenn sie sie nicht eben an die Produzenten verliehen, verlangen die Repräsentanten des Markts eine Beteiligung an dem Wert der potentiellen Waren, die die Arbeitskraft des Produzenten darstellt, und verlangen damit, daß die verliehene Wertsumme so vermehrt zu ihnen zurückkehrt, wie sie am Ende einer Zirkulation wirklicher Waren zu ihnen zurückkehrte. Der Produzent wird mithin seinen Waren analog gesetzt, wird wie das behandelt, was er hervorbringt. Er verkauft seine Ware Arbeitskraft mit Wertabschlag, um sie am Ende zum vollen Wert zurückzukaufen, wobei dann noch, wie gesagt, der Wertabschlag hinzukommt, den er in Kauf nehmen muß, weil er sich mit den von ihm inzwischen produzierten Waren zurückzukaufen gezwungen ist.

So vergleichsweise traditionell und durch Marktbrauch sanktioniert der letztere, die Produkte betreffende Wertabschlag ist, so revolutionär und zukunftsträchtig ist der erstere, auf die Produzenten selbst als stellvertretende Waren gemünzte Wertabschlag. Mit ihm firmiert erstmals in der Zirkulationssphäre eben das selber als Ware, als Wertbestimmtes, was doch zugleich in der Produktionssphäre als Schöpfer der Waren, als Quell allen Werts funktioniert. Mit den Gütern oder Geldmitteln, die sie den Produzenten leihen, dem Kredit, den sie ihnen in der einen oder anderen Form gewähren, sind die Repräsentanten des Markts nicht mehr nur an den durch die Arbeit produzierten Waren, sondern an der die Waren produzierenden Arbeitskraft selbst, sind sie nicht mehr nur an den aktuell geschaffenen Werten, sondern am Potential der Wertschöpfung als solcher beteiligt. Damit bereiten sie eine Veränderung vor und leiten sie eine Neuorientierung in die Wege, die den Schlüssel zum Verständnis des Reproduktionszusammenhangs aller modernen Gesellschaften bildet: die Verkehrung der menschlichen Arbeitskraft aus einem gütererzeugenden Subjekt in einen wertbildenden Faktor. Solange der Wert, als der die in ihren Produkten vergegenständlichte Arbeit erscheint, eine ausschließliche Eigenschaft eben dieser von der menschlichen Arbeitskraft geschaffenen aktuellen Produkte bleibt, ist er auch bloß ein wie immer bewußtlos applizierter Modus und Mechanismus, um post festum einen "rationalen" Austausch, eine "gerechte" Verteilung des Geschaffenen zwischen den Produzenten zu ermöglichen und sicherzustellen. Dafür, daß er diesen Modus verwaltet, diesen Mechanismus betätigt, stellt der Markt bei der Aufnahme (dem Kauf) der Produkte jenen besagten "normalen" Wertabschlag in Rechnung, den er dann bei der Abgabe der Produkte (ihrem Wiederverkauf) als Gewinn realisiert. Indem nun aber die Repräsentanten des Markts das Wertverhältnis auf die in der Arbeitskraft der Produzenten steckenden potentiellen Waren ausdehnen und insofern auf die Arbeitskraft selbst als warenanaloge Sache anwenden, tun sie ihren Willen kund, nicht mehr nur a posteriori mit den von der Arbeitskraft geschaffenen Gütern als im Rahmen des Markts austauschbaren Werten, sondern vielmehr a priori mit der Arbeitskraft selbst als in der Gestalt von Gütern Werte für den Markt schaffender zu rechnen. Sie bekunden ihre Absicht, die Produzenten in die Pflicht des Markts zu nehmen und sie aus einer ebenso absoluten wie substantiellen in eine ebenso relative wie funktionelle Voraussetzung des Markts zu verwandeln. Das Motiv für dieses Bestreben der Marktrepräsentanten ist klar: es ist der ökonomische Vorteil, den sie aus dem marktförmigen Verteilungsmechanismus als seine Veranstalter und Verwalter ziehen. Weil von jedem auf Basis der Wertbestimmung vorgenommenen marktmäßigen Austausch der von den Produzenten erzeugten Güter sie, die Repräsentanten des Markts, einen Anteil des Werts als ihren Gewinn einbehalten, sind sie definitiv daran interessiert, dem marktförmigen Verteilungsmodus dadurch Regelmäßigkeit und Bestand zu verleihen, daß sie ihn aus einer akzidentiellen Folgeerscheinung zu einer essentiellen Zielbestimmung der Produktion werden lassen. Und genau das erreichen sie durch die Behandlung der Arbeitskraft als warenanaloger Sache. Indem sie die Arbeitskraft so behandeln wie die potentiellen Waren, die in ihr stecken, erreichen sie in perfekter Gleichzeitigkeit beides: die theoretische Setzung der Arbeitskraft als eines in den Waren, die sie hervorbringt, bestehenden, in der Wertschöpfung, die sie leistet, aufgehenden Faktors und die praktische Durchsetzung dieser Sichtweise als einer auch und gerade für die Produzenten selbst verbindlichen Perspektive. Nicht nur gibt der im Leihakt vollzogene warentauschanaloge Austausch von Produzentenkraft gegen Geld den Repräsentanten des Markts die Möglichkeit, den Produzenten für sich selbst als wesentlich durch die Warenproduktion definierten und bereits als bloßes Warenpotential in den Warenverteilungsmodus des Markts integrierten Faktor zu setzen, er gibt ihnen dadurch, daß er ihnen einen Anteil an der Arbeitskraft des Produzenten, mithin ökonomische Macht über den letzteren, verschafft, gleichzeitig auch ein Druckmittel an die Hand, diese Setzung der Arbeitskraft als einer warenanalogen Sache als praktisch bestimmende Perspektive durchzusetzen. Und damit beginnt sich in der Tat das ganze traditionelle Verhältnis zwischen arbeitsförmiger Produktion und marktmäßiger Distribution zu verkehren. War bis dahin der Markt dazu da, die von der Arbeit produzierten Güter zu verteilen, so ist jetzt die Arbeit dazu da, Güter für die Verteilung durch den Markt zu produzieren; war vorher die wertbestimmte Distribution ein Hilfsmittel der gebrauchsgegenständlichen Produktion, so ist jetzt die Produktion von Gebrauchsgegenständen ein Mittel, um die Distribution von Wert in Gang zu halten. Einzig und allein dadurch, daß die Arbeitskraft des Produzenten in jenem als Leihakt firmierenden Austauschakt sub specie des Werts, den die Repräsentanten des Markts in sie investieren, betrachtet und den Waren, die sie sonst für diesen Wert produziert hätte, gleichgesetzt, mithin selber als ein Ding mit Wert gesetzt wird, beginnt sie, ihre systematische Stellung zu verändern, und verwandelt sich aus einem Subjekt, das Gebrauchsgüter erzeugt, die, um sie im Sinne quantitativer Berechenbarkeit verteilen zu können, den Charakter von Waren, Wertobjekten annehmen, in einen Faktor, der Wertobjekte hervorbringt, die, um im Sinne qualitativer Brauchbarkeit verteilbar zu sein, in der Gestalt von Gebrauchsgütern auftreten. In dem Maß, wie es den Repräsentanten des Markts im Leihgeschäft gelingt, den Produzenten direkt auf den wertbestimmten Verteilungsmodus zu beziehen und als eine in seinen eigenen Produkten ausdrückbare Größe zu setzen, beginnt sich die Arbeitskraft des Produzenten aus einer des Werts als Distributionsmittels sich bedienenden Gütererzeugungsinstanz in ein die Gütererzeugung selbst in den Dienst des Distributionsmechanismus stellendes Wertschöpfungsinstrument zu verwandeln.

Wohlgemerkt, sie beginnt erst damit! Was den Produzenten und seine Arbeitskraft vorerst noch in der Figur eines bloß warenanalogen Verhältnisses festhält und was ihn davor bewahrt, Lohnarbeiter zu werden, das heißt, eine als Ware sans phrase bestimmte Arbeitskraft zu Markte zu tragen, ist die ihm bleibende Möglichkeit, sich in den Waren, die er potentiell darstellt, mit eigenen Mitteln aktuell zu realisieren und dieses Realisierte sodann selber auf den Markt zu bringen und zu verkaufen. Auch wenn er, wie oben gesehen, dabei noch einmal geschröpft wird und insofern die als Gewinn realisierte Partizipationsrate der Marktrepräsentanten an seiner Arbeitskraft ganz neue Dimensionen erreicht, bleibt doch dem Produzenten dank dieser Möglichkeit, seine Arbeitskraft durch die eigenhändig produzierten Waren zu ersetzen und abzulösen und so sich selber aus der Analogie zur Ware wieder zurückzuziehen, das Schicksal des Lohnarbeiters vorerst erspart, als Maß des Werts seiner Arbeitskraft nicht mehr die Waren, die von dieser hervorgebracht werden, geltend machen zu können, sondern genau umgekehrt die Waren, die zu deren Hervorbringung nötig sind, akzeptieren zu müssen, seine Arbeitskraft also nicht mehr analog ihren eigenen Produkten setzen zu können, sondern stattdessen homolog den für ihre eigene Reproduktion erforderlichen Lebensmitteln erfahren zu müssen. Damit es dazu kommt, muß erst jener als ursprüngliche Akkumulation bestimmte langwierige Prozeß einer Trennung des Produzenten von seinen Arbeitsmitteln ablaufen, an dessen Ende die letzteren sich, durch technische Entwicklungen und Produktivitätsfortschritte bis zur Unkenntlichkeit verändert, in den Händen der Repräsentanten des Markts wiederfinden, während der erstere, durch den Verlust seiner traditionellen Existenz bis zur Unmenschlichkeit abstrahiert, darauf angewiesen ist, daß die Repräsentanten des Markts seine Arbeitskraft als eine Ware ohne Wert kaufen. Eine Ware ohne Wert ist die Arbeitskraft, weil sie die potentiellen Waren, die sie darstellt, nicht mehr eigenständig aktualisieren und als den Maßstab ihres eigenen Werts realisieren kann. Als nurmehr ein Faktor unter anderen, ein Arbeitsmittel neben den übrigen Arbeitsmitteln, über die die Repräsentanten des Markts bereits verfügen, kann der Produzent den Tauschwert seiner Arbeitskraft nicht mehr an den Produkten seiner Arbeit messen. Die Repräsentanten des Markts kaufen den Produzenten als ein Gebrauchsding, das zu den Waren, die es zu produzieren dient und die ebenso unmittelbar Eigentum der Marktrepräsentanten sind wie die betätigten Arbeitsmittel, in keiner rationalen Relation mehr steht. Die Folge ist, daß die Ware Arbeitskraft keinen progressiv feststellbaren Wert mehr hat, sondern nurmehr einen prospektiv festsetzbaren Preis. Der richtet sich nach Angebot und Nachfrage, ist einerseits abhängig davon, wie groß die Gewinnaussichten der Marktrepräsentanten für die unter ihrem Kommando herzustellenden Waren sind, wie dringend sie deshalb den Faktor Arbeitskraft haben möchten, und andererseits dadurch bestimmt, wie viel von der Ware Arbeitskraft auf dem Markt angeboten wird, wie weit das Angebot die Nachfrage übersteigt beziehungsweise hinter ihr zurückbleibt. Weil die Ware Arbeitskraft keinen an ihren Produkten maßstäblich feststellbaren Wert mehr besitzt (da ja die Produkte gar nicht mehr als die ihren firmieren), sondern nur noch einen auf Grund des Bedürfnisses nach ihr marktmäßig festsetzbaren Preis, gerät die als Preis für die Arbeitskraft gezahlte Wertsumme grundsätzlich außer Verhältnis zu der in den Arbeitsprodukten verkörperten Wertsumme und kann die Differenz zwischen beiden, mithin die Ausbeutungsrate, beliebig groß werden. "Beliebig" natürlich nur im relativen Verstand; denn erstens ist das Ausmaß des Unterschieds durch die – mittels Produktivitätssteigerung allerdings stark entwicklungsfähige – Produktionskapazität der Arbeitskraft begrenzt, und zweitens unterliegt es der Beschränkung durch die Wertsumme der Güter, die der Produzent zum Leben, will heißen zur Reproduktion und Erhaltung seiner Arbeitskraft, braucht. Auch diese Summe ist höchst variabel, weil wesentlich bestimmt durch gesellschaftlich-historisch wechselnde Lebensstandards und entsprechende Vorstellungen von dem, was ein arbeitender Mensch zum Leben mindestens braucht; aber immerhin gibt sie im jeweiligen gesellschaftlich-historischen Kontext einen Maßstab an die Hand, der Verbindlichkeit beansprucht, – nicht zwar für den einzelnen Produzenten, der, weil durch andere seinesgleichen ersetzbar, ebensogut krepieren und seine individuelle Wertlosigkeit damit handgreiflich unter Beweis stellen kann, wohl aber für den Produzentenstand als ganzen, ohne den keine Wertschöpfung mehr stattfinden würde und der deshalb, aufs Ganze gesehen, am Leben bleiben muß.

An den für die Reproduktion seiner Arbeitskraft erforderlichen Waren bemißt sich nun also der Wert des von seinen Arbeitsmitteln getrennten und zum Lohnarbeiter degradierten Produzenten und nicht mehr an den Waren, die er selber produziert. Auf diesen Wert steuert sein Marktpreis zielstrebig zu, sofern er nicht durch günstige Umstände, ein knappes Angebot an oder eine dringende Nachfrage nach Arbeitskräften, hoch gehalten wird. Und mit diesem ihrem Reproduktionswert wird die Arbeitskraft erst zur Ware sans phrase, zu einer Sache, die in dem Maß, wie sie als das Erzeugnis ihrer eigenen Erzeugnisse firmiert, als das durch ihre eigenen Produkte Reproduzierte definiert ist, deren Wert als ihren eigenen annimmt, ohne sich von ihm noch distanzieren und als ihr Quell unterscheiden zu können. Im Angesicht eines Waren- und Wertzusammenhangs, den er nicht als von ihm produzierten realisieren kann, erfährt der Lohnarbeiter den ihm vorgeschossenen Lohn nicht mehr wie früher der Produzent die ihm geliehene Summe als seinen Anteil an der in seiner Arbeitskraft steckenden, potentiellen Wertsumme, die er mit den Marktrepräsentanten warenanalog teilen muß, sondern nurmehr als jenen Teil der aktuellen Wertsumme auf dem Markt, der ihm zugeteilt werden muß, damit er dem Markt als wertbildender Faktor erhalten bleibt, kurz, er erfährt sich als variables Kapital. Sosehr die Logik der als Arbeitslohn die frühere Leihschuld ersetzenden Wertsumme impliziert, daß der Markt die Arbeitskraft nicht mehr statt ihrer potentiell vorhandenen Produkte, sondern vielmehr mittels ihrer aktuell vorhandenen Produkte kauft, sosehr tritt an die Stelle einer prospektiven Aufteilung arbeitskraftimmanenten möglichen Werts zwischen Produzent und Markt die definitive Zuteilung von markteigenem wirklichem Wert an den Produzenten durch den Markt und ergibt sich insofern der die Arbeitskraft zur Ware sans phrase abstempelnde Zustand, daß der als Lohn oder variables Kapital firmierende Wert des Produzenten nicht mehr einen Teil des Werts der Waren darstellt, in denen sich seine Arbeitskraft als in ihrem faktischen Produkt verkörpert, sondern umgekehrt die Gesamtheit des Warenwerts repräsentiert, der in seiner Arbeitskraft als Produktionsfaktor verkörpert ist, und daß, so gesehen, tatsächlich nun die in die Arbeitskraft investierten Reproduktionsmittel dasjenige sind, was sich im Sinne einer objektiven Metamorphose in Mehrprodukt verwandelt, daß also wirklich der Wertschöpfungsprozeß die Form einer Selbstverwertung des Werts annimmt.

So völlig, daß sie wie beim Lohnverhältnis ihr Äquivalent in den für ihre Erhaltung nötigen Waren, in einem Stück existierendem Marktwert, einem Quantum Kapital hat, so völlig also ist die Arbeitskraft des mittelalterlichen Produzenten noch nicht in den Wertbildungsprozeß als Faktor integriert. Aber immerhin, der entscheidende Schritt, daß nicht mehr die Wertbestimmung nur ein Hilfsmittel zur Verteilung der von den Produzenten geschaffenen Güter, sondern daß vielmehr die Arbeitskraft bloß ein Instrument zur Produktion von Waren ist, an deren Wert die Repräsentanten des Markts gewinnmäßig teilhaben und also interessiert sind, – dieser als Umkehrung des Abhängigkeitsverhältnisses entscheidende Schritt wird mit dem mittelalterlichen Leihverhältnis und mit der darin implizierten Gleichsetzung der Arbeitskraft mit dem Wert ihrer eigenen Produkte durchaus bereits vollzogen. Und dieser theoretisch entscheidende Schritt hat zugleich die umfänglichsten praktischen Konsequenzen. Weil, wie oben ausgeführt, der Produzent hierbei doppelt beziehungsweise mehrfach geschröpft wird und ihm nämlich erst einmal seine wie potentielle Waren behandelte Arbeitskraft mit dem als Profit des Markts üblichen Abschlag bezahlt und dann noch einmal die aktuellen Waren, in deren Gestalt er die Arbeitskraft schließlich liefert, mit dem gleichen Wertabschlag abgenommen werden, steigert sich der Wertanteil, der den Repräsentanten des Markts als ihr Profit zufällt, gewaltig, und verwandelt sich ganz entsprechend der Verkehrung des strukturellen Abhängigkeitsverhältnisses zwischen Güterproduzenten und Marktrepräsentanten die funktionelle Relation der letzteren zu den ersteren aus einer Partizipations- in eine Ausbeutungsbeziehung. Von den Repräsentanten des Markts mit Subsistenzmitteln versehen, deren um den mehrfachen Abschlag komplettierten, vollen Wert am Ende zurückzuerstatten er entweder überhaupt keine Chance hat oder bei der zuverlässig nächsten Absatzkrise beziehungsweise Naturkatastrophe alle Hoffnung fahrenlassen muß, sieht sich der Produzent dem Zugriff der ersteren rettungslos verfallen und erfährt sich mittels Schuldnerverhältnis mit immer größeren Teilen seiner Arbeitskraft unter ihre Verfügungsgewalt gebracht. Selbst wenn es ihm gelingt, in Gestalt der von ihm produzierten Waren das im Sinne des Marktes volle Äquivalent für die ihm geliehene Wertsumme zurückzuerstatten, hat er doch die letztere bereits für seine Selbsterhaltung während des Produktionsprozesses beziehungsweise für den Produktionsprozeß selbst ausgegeben, steht insofern genauso mittellos da wie vorher und muß neue Schulden machen. Falls es ihm aber nicht gelingt, seine Schulden mittels der produzierten Waren zurückzuzahlen, muß er froh sein, wenn der den Markt repräsentierende Gläubiger sie ihm stundet und das heißt, sie ihm als nach den alten Konditionen neuerlich überlassene Leihsumme stehen läßt. Ohne daß er sie neu zur Verfügung hätte, kommt diese alte Schuld zu der neuen hinzu und erhöht den Prozentsatz, mit dem die Marktrepräsentanten am Wert seiner Arbeitskraft von vornherein beteiligt sind, vergrößert mithin jenen Teil der durch seine Arbeitskraft produzierten Waren, auf den als auf ihren wertmäßigen Anteil die Marktrepräsentanten Anspruch erheben. Und das geht so lange, bis die Beteiligung der letzteren am Wert der Arbeitskraft des Produzenten, ihr Eigentumstitel auf die in der Arbeitskraft steckenden Waren, ein solches unverhältnismäßiges Ausmaß erreicht hat, daß der Produzent auch unter günstigsten Bedingungen nicht mehr imstande ist, den Marktrepräsentanten eine angemessene Vermehrung dieses ihres in seiner Arbeitskraft steckenden Wertanteils, das heißt eine mit der üblichen Gewinnspanne einhergehende Realisierung ihres Eigentumstitels an seinen Produkten zu garantieren oder wenigstens in Aussicht zu stellen – sei's, weil das seine Produktionskapazität überhaupt übersteigt, sei's, weil es sich mit dem Erfordernis seiner gleichzeitigen eigenen Selbstreproduktion definitiv nicht mehr vereinbaren läßt. Sobald dieser Fall eintritt und der Produzent dadurch seine Funktion als wertbildender Faktor einbüßt, verlieren die Marktrepräsentanten das Interesse an ihm, entziehen ihm den Kredit und sind nurmehr darauf bedacht, möglichst viel von ihrem Anteil am Wert seiner Arbeitskraft zu retten, ehe er ruiniert ist. Zu diesem Zweck halten sie sich an seinen Arbeitsmitteln und seinem sonstigen Eigentum schadlos und treiben ihn so mit ihrem Bemühen, seinem Ruin zuvorzukommen, eigenhändig in diesen hinein

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